Kultur: Prolog einer weltoffenen Geschichte Ein literarischer Sommer mit „lit:potsdam“
Möge es den Schriftstellern in Potsdam besser ergehen als in der Provinz. In ihrer „Gebrauchsanweisung für Potsdam und Brandenburg“ beschreibt Antje Rávic Strubel pointiert, wie es so abläuft an den Rändern dieses brandenburgischen Landes.
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Möge es den Schriftstellern in Potsdam besser ergehen als in der Provinz. In ihrer „Gebrauchsanweisung für Potsdam und Brandenburg“ beschreibt Antje Rávic Strubel pointiert, wie es so abläuft an den Rändern dieses brandenburgischen Landes. Da sitzen die lesewilligen Literaten oft allein vor einer Primel und leeren Stuhlreihen: Und kein Mensch will sie hören. Die Bewohner dieser abwegigen Orte scheinen überfordert von der plötzlich über sie hereinbrechenden Kulturoffensive. Ehe sie gründlich abgewogen haben, ob sie sich aufraffen sollten, dem Schriftsteller aus der Ferne ihr Ohr zu leihen, ist die Veranstaltung oft schon vorbei.
Antje Rávic Strubel hat ihr Vertrauen in die Leser aber offensichtlich noch nicht eingebüßt. Jedenfalls ist sie mit dabei, wenn vom 30. August bis 1. September zum ersten Mal das Festival „lit: potsdam – Literarischer Sommer“ stattfindet. In der Landeshauptstadt. Da ist natürlich alles anders. Die Pläne sind hochfliegend, die die Veranstalter am gestrigen Dienstag zukunftsweisend verkündeten.
Die vier Tage werden zwar durch Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller geadelt. Ansonsten hat man sich bei diesem ersten kleinteiligen Versuch zu Land und zu Wasser aber vor allem auf die Autoren der Region wie Antje Rávic Strubel, Ingo Schulze, Eugen Ruge, Jenny Erpenbeck oder Julia Schoch orientiert. Irgendwann aber soll die Welt nach Potsdam kommen und Potsdam in die Welt strahlen. Dafür ist der bislang 41-köpfige Verein um den Vorsitzenden Richard Gaul angetreten. Auch Land und Stadt vertrauen auf die Sogwirkung, die sie mit 50 000 beziehungsweise 12 000 Euro untersetzen. Wenn dieses Festival erst einmal etwas vorweisen kann, werde sicher auch die finanzkräftige Wirtschaft mit aufsatteln und den jetzigen Etat von 100 000 Euro weiter in die Höhe schnellen lassen, hofft Gaul. Die Autoren sollen dann nicht nur für eine kurze Lesung eingeflogen werden, sondern in der Stadt verweilen, Leute treffen. Eine Art Community schwebt dem Verein vor – in der Schiffbauergasse angesiedelt. „Und wir wollen auch die Villen der Potsdamer öffnen“, so Gaul.
Bereits jetzt findet in der Schiffbauergasse einiges statt: die Lesung Herta Müllers oder die „Über Lebensstrategien“ aus weiblicher und männlicher Sicht im Hans Otto Theater, die Floß-Lesungen mit Autor Harald Martenstein, Klimaexperte John Schellnhuber und HOT-Ex-Intendant Uwe Eric Laufenberg aus Werken ihrer liebsten Brandenburger Autoren. Und auch ein großer Buchmarkt ist geplant.
„Wenn Autoren die Chance haben, zu lesen, sind sie immer glücklich. Potsdam hat viele originelle Plätze, wo ich gern mal lesen würde: wie das Belvedere auf dem Pfingstberg oder die Gerichtslaube im Babelsberger Park“, so Antje Rávic Strubel. Jetzt liest sie aber erst einmal auf dem Studiogelände des rbb. Dort gibt es am Samstag bei freiem Eintritt jede Menge Angebote für alle Alterstufen. Reservierungen sind nur unter Tel.: (0331) 979932171 möglich. Jä
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