Kultur: Publikumswirksam
Ludwig Güttler und Friedrich Kircheis gaben Konzert in der Erlöserkirche
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Wenn Ludwig Güttler als Solist angekündigt wird, dann garantiert seine Mitwirkung volle Konzertsäle und Kirchen. So auch wieder am Sonntag in der Erlöserkirche. Nahezu 900 Besucher fanden sich im Gotteshaus ein, um den Dresdner Trompetenvirtuosen und seinen langjährigen Duo-Partner an der Orgel, Friedrich Kircheis, zu lauschen. Gehört Güttler seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit, so hat er in den vergangenen Jahren an Beliebtheit noch hinzugewinnen können. Sein nicht nachlassender Einsatz für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche trug bekanntlich ertragreiche Früchte.
Die Trompete ist wegen ihres strahlenden Klangs ein Instrument, das sich für erbaulich-festliche Stunden besonders eignet. Insbesondere, wenn sie mit Musik aus der Barockzeit bedacht werden. Ludwig Güttler und Friedrich Kircheis zielten in ihrem Konzert in der Erlöserkirche auf sichere Publikumswirksamkeit, in dem sie ausschließlich Kompositionen aus dem 17. und 18. Jahrhundert bevorzugten. Dies könnte eine gewisse Langeweile hervorrufen. Aber nicht bei den beiden Dresdner Musikern.
Ludwig Güttler konnte bereits bei der von lebhafter Anmut durchzogenen Suite in D-Dur von Georg Friedrich Händel seine uneingeschränkt erstaunliche technische Qualität unter Beweis stellen. Der Trompetenton ist in keinem Augenblick schrill, sondern rein im Klang. Die Interpretationen gerieten somit rein und munter sprudelnd, bei der Voluntary oder bei dem Konzert in D-Dur der Engländer John Alcook und Henry Purcell. Ein gestalterischer Höhepunkt wurde jedoch die Choralbearbeitung „Herzlich lieb hab“ ich dich, o Herr“, die der Bach-Schüler Johann Ludwig Krebs schrieb. Güttler hat den Choral fast als ein inniges Liebeslied dargeboten, schnörkellos und sensibel. Durch das so warmherzige Musizieren konnte auch das Instrument einen wunderbaren Schmelz entfalten.
Einen derartigen Klangsinn entwickelte Ludwig Güttler auch bei seinem Spiel auf dem Corno da caccia (Horninstrument). Mit den Choralbearbeitungen „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ von Gottfried August Homilius und „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ von Johann Sebastian Bach konstatierte man nicht nur eine instrumentale Abwechslung, sondern auch sehr bewegend-glaubensstarke Musik, die Güttler mit aparten Schattierungen wiedergab.
Friedrich Kircheis war nicht nur ein feinsinniger Partner an der Schuke-Orgel, sondern hat mit solistischen Beiträgen ganz wesentlich den Konzertabend geprägt, mit Werken von Johann Pachelbel, Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach. Vor allem das F-Dur-Konzert des Hallenser Meisters und Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur des Leipziger Thomaskantors gefielen, weil sie mit dem abwechslungsreichen und eloquenten Spiel von der wunderbar reifen Gestaltungskunst des Organisten erzählten. Die beiden Künstler aus Dresden wurden von der begeisterten Zuhörerschar in Potsdam mit lang anhaltenden Ovationen gefeiert. Nach vier Zugaben wünschte Ludwig Güttler dem Publikum eine Gute Nacht.
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