Kultur: Pulsierendes Treiben und noch gegenwärtige Armut
Die Potsdamer Fotografin Monika Schulz–Fieguth will ein Buch über Ostpreußen herausgeben
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Die Potsdamer Fotografin Monika Schulz–Fieguth will ein Buch über Ostpreußen herausgeben Im vergangenen Jahr reiste die renommierte Fotografin Monika Schulz-Fieguth in das Land ihres Vaters – Ostpreußen –, der es noch vor Kriegsende mit dem Wenigen, das er mitnehmen konnte, verlassen musste. Die Rote Armee stand vor der „Tür“. Zwar war für die Potsdamerin das Erlebnis Kaliningrad – ehemals Königsberg – auch verbunden mit einem stillen Gedenken an den Vater, doch vor allem war Monika Schulz-Fieguth in Sachen Kunst unterwegs. Gemeinsam mit den brandenburgischen Malern Oda Schielicke und Eberhard Krüger stellte sie in der Kunsthalle von Kaliningrad erfolgreich fotografische Arbeiten vor: Landschaften, Porträts und Akte. Damals, als sie durch Kaliningrad schlenderte, wurde die Idee geboren, ein Buch mit Fotografien über diese so geschichtsträchtige ehemalige deutsche Stadt und über die Kurische Nehrung zu machen. Sie hielt an diesem Impuls fest und nahm mit ihrem Mann, Dr. Manfred Schulz, eine 16-stündige Fahrt mit dem Zug nach Kaliningrad auf sich. Sie war mit dem Fotoapparat in der Stadt ständig unterwegs, denn schließlich wollte sie ein umfangreiches Bilderreservoir für das Buchvorhaben besitzen. „Natürlich macht einem das Gesicht der Stadt, die im Zweiten Weltkrieg furchtbar gelitten hat, die fast völlig zerstört wurde, sehr traurig“, erzählt Monika Schulz-Fieguth. „Auch wenn man bedenkt, welch“ wertvolle historische Bausubstanz Königsberg einst hatte, welch großartige Geschichte sich in ihr abspielte, welch bedeutende Männer sie hervor brachte.“ Manfred Schulz fügt hinzu: „Wenn ich an diese Stadt denke, dann ist es nicht in erster Linie die Zerschlissenheit der Straßen und Bürgersteige, an die ,neuen“ Wohnviertel, die zerfallen oder an den Gestank der Autokarawanen, es ist nicht nur eine tiefe Melancholie in mir zurückgeblieben, sondern die Situation der Menschen in dieser Stadt, die immer noch so eingeengt sind und wie mir scheint, fast ohne Hoffnung.“ Die Fotografin sieht Kaliningrad ein wenig anders. Sie beobachtete in den Straßen und in den Cafés viele fröhliche junge Leute, die versuchen, sich schick zu kleiden, westlich zu wirken. „Beispielsweise war ich überrascht, dass wir in einem Café eine Reihe von Bildern des Fotokünstlers Helmut Newton sahen.“ Aber trotz der mit Waren gut gefüllten Geschäfte, des fast wieder erstandenen Doms auf der Pregel-Insel, die Armut ist sehr gegenwärtig, so Manfred Schulz. Nun reisten die Potsdamer auch an die Kurische Nehrung auf litauischer Seite. „Welch ein Unterschied zu Russland. Es scheint, dass Litauen in Europa angekommen ist“, sagt Monika Schulz-Fieguth. „Besonders großartig ist das Künstlerdorf Nidden, wo sich heute viele Künstler niedergelassen haben, wie einst.“ Hier hat die Fotografin vor allem die tief beeindruckende Landschaft aufgenommen, in Kaliningrad dagegen das pulsierende Leben. Aus der Vielzahl der Bilder möchte die Fotografin ein spannendes Buch zusammenstellen, das bald einen Verlag finden sollte.Klaus Büstrin
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