Kultur: Radziwills schöne Tochter
Gemeinsame Geschichte von Poznan und Potsdam
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Gemeinsame Geschichte von Poznan und Potsdam Mit einem Highlight wollen das Kulturzentrum „Zamek“ im Posener Kaiserschloss und das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) ihre am Sonnabend in Potsdam besiegelte Partnerschaft öffentlich machen. Bei der Unterzeichnung der Vereinbarung kündigten die Direktoren, Marek Raczak und Gert Streidt, für das nächste Jahr als erstes gemeinsames Projekt eine Ausstellung über Fürst Anton Heinrich (Antoni Henryk) Radziwill an. Sie erfüllen damit nicht nur den von Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) in ihrem Grußwort bekräftigten Auftrag, polnische und deutsche Geschichte in ihren engen Verflechtungen darzustellen, sondern können auch richtig spannende Storys erzählen. Der Fürst war Statthalter des von 1793 bis 1919 preußischen Großherzogtums Posen. In Berlin führte er ein großes Haus, das Palais Radziwill, in dessen Salon unter anderem Chopin, Alexander von Humboldt und Mickiewicz verkehrten. Er selbst schrieb eine Schauspielmusik zu Goethes „Faust“. Die Liebe zwischen Radziwills schöner Tochter Elisa und dem preußischen Thronfolger Wilhelm (I.) scheiterte, weil das einst über Litauen herrschende Fürstengeschlecht als nicht ebenbürtig eingestuft wurde. Wilhelm unterwarf sich der Staatsräson, Elisa starb mit 33 an Schwindsucht – Stoff für eine Tragödie oder auch ein Rührstück. Um die Vereinbarung auszufüllen, sind 2005 weiter eine Schau historischer Potsdam-Fotografien im „Zamek“, Vorträge und Lesungen zur polnisch-deutschen Geschichte sowie im Jahr 2007 eine Ausstellung über die deutschen Kreuzritter in Polen vorgesehen. Schon im Dezember dieses Jahres wird auf dem Neuen Markt oder dem Kutschstallhof ein polnischer Weihnachtsmarkt steigen, dem traditionellen Posener Johannismarkt nachgestaltet. Die bereits bestehende Zusammenarbeit zwischen „Zamek“ und der Schlösserstiftung wird ebenfalls fortgesetzt. Sie war 1999 bei einem Besuch des damaligen Generaldirektors Prof. Hans-Joachim Giersberg eingeleitet worden und hatte im Vorjahr mit der Ausstellung über das 1905 bis 1910 unter Wilhelm II. errichtete Kaiserschloss in Posen einen ersten Höhepunkt gefunden. Der als normannische Trutzburg gestaltete Riesenbau ist heute Sitz des Kulturzentrums „Zamek“, das eine Fülle von kulturellen Veranstaltungen und Möglichkeiten künstlerischer Selbstbetätigung anbietet. Gast der Unterzeichnung war der Poznaner Stadtpräsident Ryszard Grobelny. Der Kommunalpolitiker möchte die Zusammenarbeit über Kultur und Bildung hinaus auf den Tourismus ausdehnen. So wie Potsdam sei Posen mit seinen fast 600 000 Einwohnern eine sehens- und liebenswerte Stadt, von Optimismus und Toleranz geprägt. Grobelny wies auf die ähnliche Rolle beider Orte als Residenzstädte hin, war Posen doch ab 1138 Sitz der polnischer Großherzöge und zwei Jahrhunderte später der Könige. Der Stadtpräsident kündigte den Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Königsschlosses an. Auch hier gäbe es Parallelen zu Potsdam. Im Jahr 2010 soll zumindest der Turm des Poznaner Königschlosses wieder stehen. Er hoffe, dass Potsdam zu diesem Zeitpunkt als „Kulturhauptstadt Europas“ seinen Gästen das im Wiederaufbau befindliche Stadtschloss zeigen könne. E. Hohenstein
E. Hohenstein
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