Kultur: Rare Schätze
Armenien – Identität und Schicksal: Kleines Filmfestival im Filmmuseum
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Die Deutsch-Armenische Akademie soll wieder belebt werden. 1925 von dem Potsdamer Theologen Johannes Lepsius gegründet, wird sie die organisatorische Grundlage des Lepsius-Hauses in der Großen Weinmeisterstraße bilden. Das Gebäude soll Ende dieses bzw. Anfang des kommenden Jahres eröffnet werden, als Gedenkstätte für die Opfer des armenischen Volkes – vor allem die des Genozids von 1915/16. Aber es wird auch ein Ort für Forschungen zu Leben und Werk von Johannes Lepsius, zur Geschichte und dem Schicksal des armenischen Volkes sowie zur deutsch-armenischen Geschichte sein. Natürlich öffnet das Haus seine Türen auch für vielerlei Veranstaltungen und Begegnungen. Aber noch müssen der Verein und die Akademie Gastrecht an anderen Veranstaltungsorten der Stadt in Anspruch nehmen. Für etwaige Filmaufführungen wohl auch in Zukunft.
Am kommenden Sonnabend ist der Kinosaal des Filmmuseums ab 17.30 Uhr Schauplatz eines kleinen Festivals, das sich mit der armenischen Identität und des Genozids beschäftigt. Dabei werden vorrangig Filme aus armenischen Studios gezeigt, doch auch von Künstlern, die heute in anderen europäischen Ländern oder in Kanada leben.
Es sind rare Schätze, die man zu sehen bekommt, Schätze, die nur für kurze Zeit armenische Filmarchive verließen, um in Deutschland vorgestellt zu werden. Zum Auftakt wird „Wir Menk“ aus dem Jahre 1969 gezeigt. In knapp dreißig Minuten durchmisst der Dokumentarfilmer Artavazed Peleshyan in der Art einer Collage die armenische Geschichte. Darin kommt er ganz ohne Sprache aus. Anschließend wird in einem zehnminütigen Streifen der Porträtmaler des 19. Jahrhunderts, Hakob Hovnatanyan, vorgestellt. Zu den bedeutenden armenischen Regisseuren unserer Tage zählt Atom Egoyen. Seit Generationen lebt seine Familie in Kanada. Anfang der neunziger Jahre ist er in seine Heimat zurückgekehrt und hat dort den reflektierenden Film „Calendar“ gedreht, in dem sich seine Protagonisten auf Weg nach dem Land ihrer Identität machen. Die Hauptrolle spielt Arsinée Khanjian, eine der wichtigsten Filmschauspielerinnen Armeniens. Ab 20 Uhr ist dann zunächst „April“ zu sehen. In ihm treffen sich mehrere Generationen, die über den Völkermord Anfang des 20. Jahrhunderts leidenschaftlich reden. Anschließend kommt „Deutschland und der geheime Genozid“ (USA, 2003) zur Aufführung. In diesem Film sollen die Verwicklungen des Deutschen Reiches in den Genozid, herauf beschworen durch türkischen Nationalismus, näher beleuchtet werden. Zum Abschluss des Abends geben Prof. Hermann Goltz und Armenuhi Drost-Abgarjan, beide vom Lepsius-Archiv Halle, Kommentare zu den sicher bewegenden Filmen. Klaus Büstrin
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