Von Johann Nepomuk Hummel (1778-1837) kennt der Konzertbesucher wohl nur das Tompetenkonzert in E-Dur, das wegen seines melodischen Charmes bei Hörern und Trompetenvirtuosen besonders beliebt ist. Hin und wieder begegnet man vielleicht seinen Konzerten, die er für Oboe oder Fagott schrieb. Und sonst? Fast nichts. Die aus Japan stammende Pianistin Fumiko Shiraga hat sich vor wenigen Jahren den Hummel-Bearbeitungen u.a. von Klavierkonzerten Mozarts angenommen. Raritäten, die wegen ihrer zum Teil köstlichen Instrumentierung in Erstaunen versetzen, die aber den Zuhörer gut unterhalten.
Musikalischen Raritäten nimmt sich immer wieder die Konzertagentur Barbara V. Heidenreich an. In einer der letzten „Potsdamer Hofkonzerte“ dieses Jahres erklangen im Schlosstheater im Neuen Palais das Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll KV 466 und die Sinfonie Nr.40 h-Moll KV 550 von Mozart, kammermusikalisch bearbeitet von Johann Nepomuk Hummel. Als Achtjähriger galt der Komponist als Wunderkind. Da die Familie von Pressberg nach Wien zog, konnte er Unterricht bei Mozart nehmen. Der Wiener Meister machte aus Hummel nicht nur einen vollendeten Klavierspieler, sondern formte auch seinen späteren Kompositionsstil entscheidend. Die Verehrung für Mozart hielt bei Hummel zeitlebens an. Und so wurde er nicht nur als Solist von dessen Klavierkonzerten in öffentlichen Sälen gefeiert, sondern auch als Kammermusiker in Salons. Dort erklangen seine Bearbeitungen von Kompositionen in Kammermusikbesetzung, wobei das Klavier immer das Sagen hatte, die anderen Instrummente – Flöte, Violine und Violoncello – begleitenden beziehungsweise verstärkenden Charakter. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte man oft große Werke großer Komponisten in Kammermusikbesetzung bearbeitet, auch für vierhändiges Klavier oder für zwei Klaviere. So wurde man in kleinem Kreise mit aktueller Musik konfrontiert.
Fumiko Shiraga hat gemeinsam mit dem Flötisten Henrik Wiese, der Violinistin Dana Anka und dem Cellisten Tibor Benyi sich der Mozart’schen Musik mit viel Einfühlsamkeit angenommen, dem d-Moll Klavierkonzert und der g-Moll Sinfonie. Der Pianistin kam beim Konzert die Aufgabe zu, nicht nur die solistischen Passagen zu musizieren, sondern auch teilweise das gesamte Orchester, das bei Mozart sehr umfassend besetzt ist, mit ins „Boot“ zu nehmen. Bei der Sinfonie-Wiedergabe nicht anders. Schon allein der Spiel-Umfang für die Pianistin war immens. Nicht nur, dass sie sehr sicher musizierte, sie ließ auch einen sehr variablen und klaren Klavierton vernehmen. Freilich hörten sich manche Stimmenverteilungen in den Bearbeitungen fremd, sogar belustigend an, aber es kam in keinem Moment Langeweile auf, sondern erfrischende Heiterkeit. Klaus Büstrin
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