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Kultur: Raum für Experimente

Potsdamer Filmhochschule wird 50 / Nimbus Babelsberg zieht ausländische Studenten magisch an

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Potsdamer Filmhochschule wird 50 / Nimbus Babelsberg zieht ausländische Studenten magisch an Von Thomas Kunze „Ein halbes Jahrhundert! Da wird erwartet, dass man so langsam seriös wird!“, meint lachend Dieter Wiedemann, Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in Potsdam- Babelsberg. Doch die Bildungseinrichtung ist durch den Kampf um künstlerische Selbstbehauptung in der DDR und die Erneuerung nach der Wende jung geblieben, findet der 57-Jährige. Die größte und älteste unter den fünf deutschen Medienhochschulen feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Seit 1982 trägt sie den Namen des 1982 gestorbenen DEFA-Regisseurs Konrad Wolf („Ich war neunzehn“). Ende des Jahres soll das Jubiläum mit einem Festakt gefeiert werden, zu dem sich auch Kulturstaatsministerin Christina Weiss angesagt hat. Gegründet wurde die HFF 1954 als Deutsche Hochschule für Filmkunst. In den 60er Jahren kam auf Anordnung der SED-Führung die Ausbildung für das Fernsehen hinzu. „Das war für mich ein Schock, zumal die Einflussnahme von oben deutlich zunahm“, erinnert sich Wiedemann, der 1969 als Student an die HFF kam. Neben Anpassung gab es an der Hochschule aber immer auch Widerstand gegen eine totale Vereinnahmung durch die SED, setzten sich Filmemacher wie Konrad Wolf und Rektoren wie der heutige PDS- Chef Lothar Bisky auch für unbequeme Filme ein. Da die HFF in der DDR die einzige Filmhochschule war, liest sich ihre Absolventenliste wie ein Who''s Who des DDR-Films. DEFA-Regisseure wie Heiner Carow („Die Legende von Paul und Paula“) und Lothar Warnecke („Einer trage des anderen Last“) holten sich hier ihr Rüstzeug. Nach der Wende wurde die HFF als einzige Hochschule vom Land Brandenburg übernommen. „Sicher lag es auch daran, dass trotz des ideologischen Überbaus das Ausbildungskonzept schon zu DDR-Zeiten handwerklich gut war", meint Wiedemann. Heute bilden etwa 80 Lehrkräfte in zehn Sparten von Kamera bis Schauspiel aus. Für die jeweils 80 bis 100 Studienplätze in jedem Semester kommen bis zu 1300 Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland. Jahrzehntelang über mehrere Häuser verstreut, wurde die Hochschule im Sommer 2000 in einem Campus am Babelsberger Filmgelände vereint. Der gläserne Neubau umschließt fünf Gebäudeteile und drei große Lichthöfe. Aus den oberen Stockwerken kann man in die Seminarräume und Hörsäle blicken, wo Dozenten Unterricht in Produktion und Dramaturgie geben. Im Aufnahmestudio 1 bereiten Szenografie- und Kamerastudenten Lichtübungen vor. „Es ist die beste Ausbildung, die man als Kameramann in Deutschland bekommen kann“, schwärmt der Leipziger Dirk Hendler, Student im zweiten Studienjahr. Er sei mit seinem Studiengang nicht ganz zufrieden, sagt Paul Hadwiger aus dem 4. Regie-Studienjahr freimütig. Das Konzept anderer Filmhochschulen, viele freie Dozenten zu verpflichten, gefalle ihm besser. „Es ist auch bei uns nicht so, dass ein starrer Haufen fest angestellter Professoren residiert“, versichert die HFF-Sprecherin Angela Brendel-Hermann. Der Unterricht werde auch durch Gastdozenten aus der Praxis erteilt. So kamen schon Regisseure wie Margarethe von Trotta und Volker Schlöndorff sowie der Kameramann Michael Ballhaus. Neben und mit der Ausbildung wolle die Hochschule dazu beitragen, die künstlerische Qualität von Fernsehen und Film zu verbessern, erklärt Wiedemann das Konzept. „Unsere Aufgabe ist es, die Absolventen dazu zu befähigen, innerhalb dieses Mediensystems etwas zu ändern.“ Starke Persönlichkeiten wie der HFF-Absolvent Andreas Dresen („Halbe Treppe“) zeigten, dass das möglich sei. Wichtig ist für die Hochschule auch die Anbindung an das traditionsreiche Mediengelände in Babelsberg, betont Wiedemann. „Beispielsweise bei Dreharbeiten wie für Roman Polanskis, "Der Pianist" oder Großprojekte wie „In 80 Tagen um die Welt“ können unsere Studenten Praxiserfahrungen sammeln. Wir profitieren außerdem, weil der Nimbus Babelsberg ausländische Studenten magisch anzieht.“

Thomas Kunze

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