Kultur: Raus in die große Welt
Karl Friedrich Waechters Stück „Kiebich und Dutz“ hatte am Hans Otto Theater Premiere
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Karl Friedrich Waechters Stück „Kiebich und Dutz“ hatte am Hans Otto Theater Premiere Von Klaus Büstrin Klar, die bunten Bilder des Computerspiels versprechen immer wieder Spannung. Mit „Rakis Reise in die Welt“ kann man zwar einen klitzekleinen Ausschnitt der Welt kennen lernen, aber beispielsweise nicht ein richtiges Mädchen küssen. Zu zweit ist das Leben noch viel interessanter, einfach eine „saubere Sache“, wie Kiebich meint. Und so hat er vor, nicht mehr allein zu sein. Mit Dutz, der in einem riesigen Kissenberg wohnt, will Kiebich die Welt erkunden. Aber er darf kein „Angstbeutel“ sein, wie Dutz es nun einmal ist. Und so macht sich Kiebich allein auf den Weg in die Welt. Friedrich Karl Waechter hat das Stück „Kiebich und Dutz“ geschrieben, für Kinder ab sechs Jahren. Es geht bei dem Autor, der sich mit Theaterstücken und als Comiczeichner einen Namen gemacht hat, in „Kiebich und Dutz“, um die Verführung von Menschen durch Computer und Fernsehen. Das Hans Otto Theater (Schiffbauergasse A) bietet seit gestern das Stück in seiner Kinder- und Jugendtheatersparte für alle an, die mehr wollen, als sich mit elektronischen Medien zu „unterhalten“, die mit Menschen aus Fleisch und Blut kommunizieren wollen. Regisseur Lars Vogel hat keine laute Inszenierung auf die Beine gestellt, bei der wie in einem „Computerspiel“ oftmals alles auf Action aus ist. Besonders der erste Teil, der in Kiebichs kleiner Welt, einem Kasten (Bühnenbild: Werner Brenner) spielt, wird die Geschichte sehr poetisch erzählt. Naseweis, abenteuerlustig und begeisterungsfähig macht sich Kiebich auf die Suche nach dem bösen Monster Kralunke, das er aus seinem Computerspiel kennt. Dutz ist da viel ängstlicher, möchte zwar auch die Welt kennen lernen, aber überlegt mehr, ist verantwortungsbewusst und treu. Niels Heuser (Kiebich) und Nina El Karsheh (Dutz) spielen fast akrobatisch – Heuser ein wenig mehr –, mit vielen schönen Nuancen und einem angenehmen Tempo, weil es nicht überdreht ist, so dass die Neugierde erhalten bleibt, als Kiebich nämlich seinen Kasten verlässt und Dutz verdutzt zurückbleibt. Der Vorhang wird runtergelassen, die kleinen und großen Zuschauer werden gebeten, mitzugehen, sich auf die andere Seite des Kastens zu bewegen. Wie anders sieht es dort aus. Ein riesiger Felsblock befindet sich auf einer großen grünen Wiese. Und hier ist auch Kiebich angekommen. Der Stein sieht zwar langweilig aus, aber er entpuppt sich schließlich als sehr „lebendig“. Er kann Musik machen und Schläge verteilen. Schließlich will Nikel (Axel Strothmann), so heißt er, mit Kiebich zu einem Symbion KN elfzuwo verschmelzen. Und so wollen sie um den ganzen Erdball fliegen. Doch da kommt Dutz. Er will Kiebich aus dem „Gefängnis“ des Nikel befreien. Nach einigen Turbulenzen, bei denen Kiebich fast den Kopf verliert, kann man dieses Abenteuer schließlich abhaken. Die Freundschaft hat gewonnen. Vielleicht werden die kleinen Zuschauer die Geschichte von Kiebich und Dutz nicht so schnell vergessen. Die Beschäftigung mit dem Computer, die Träume, die daraus entstehen, und Freundschaft sind Themen, mit denen sich Kinder wohl tagtäglich –meist unbewusst – beschäftigen. Lars Vogel spricht in seiner Inszenierung dies behutsam -ohne großen Zeigefinger – an. Doch den kleinen Finger durfte er dafür getrost nehmen.
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