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Kultur: Regenerativ allein reicht nicht

Beim Öko-Filmgespräch wurde über den „Strom von morgen“ diskutiert

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Dass die Energiewende machbar sei, keine Utopie, und Sachlichkeit in der Debatte gebraucht werden, forderte Michael Succow, Träger des Alternativen Nobelpreis, beim Öko-Filmgespräch, das im Rahmen der Ökofilmtour 2012 am Mittwochabend im Filmmuseum stattfand. Wie komplex und kompliziert die Fragestellungen sind, die sich mit einer Wende weg vom Atomstrom hin zu erneuerbaren Energieformen verknüpfen, hatte der vorangegangene Film „Strom von morgen“ von Kerstin Brakebusch beleuchtet.

Die Dokumentation geht der Frage nach, woher in Deutschland, dem Land mit der geringsten Stromausfallquote in der Welt überhaupt – 15 Minuten pro Jahr und Stromkunde – unser Strom nach dem Ausstieg aus der Kernenergie kommen kann. Der Film erklärt unter anderem, warum Kohle der umweltschädlichste aller fossilen Brennstoffe ist und was Windkraft, Wasserkraft, Photovoltaik, Geothermie, Strom aus Biomasse oder auch aus Müll, leisten können. Er zeigt aber auch – kein Licht ohne Schatten – ihre Nachteile. Fazit: Eine regenerative Energiequelle allein kann die Energieversorgung nicht lösen, nur ihre Vernetzung könnte die Vollversorgung ermöglichen. Doch die Speicherung von Energie bereitet derzeit noch Probleme.

„Wenn wir die politischen Rahmenbedingungen ändern, können wir in relativ kurzer Zeit auf den gesamten Import dieser fossilen Energieträger, ich denke da besonders an Öl, verzichten“ sagte Michael Succow und ergänzt, „nichts ist einfach, aber es kommt auf unsere Fähigkeit an, hier Wege zu finden.“ Dass die vier großen Stromerzeuger EnBW, Eon, RWE, und Vattenfall, die an den erneuerbaren Energien nur einen Marktanteil von einem halben Prozent haben, aber gleichzeitig durch die Abschaltung der AKW hohe Einbußen erwarten, daran kein Interesse haben, verstehe sich von selbst.

Bereits von Beginn an war im Podiumsgespräch spürbar, dass die Zuschauer im gut besuchten Kinosaal mit dem Thema Energiewende bestens vertraut waren. Hier diskutierten keine Ahnungslosen, sondern Sachkundige und Umweltbewusste, denen das Thema am Herzen liegt.

Ein Zuschauer bemängelte, ihm habe im Film der Aspekt der Nutzung von Erdwärme gefehlt und machte auf die Gefahr für Vögel durch die hohe Dichte und Ansammlung von Windkraftwerken aufmerksam. Verschiedene Untersuchungen hätten in der letzten Zeit gezeigt, antwortete ihm Tom Kirschey, Landesvorsitzender des Nabu Brandenburg, dass ein großer Teil der Vogelarten geringer davon betroffen sei als noch vor zehn Jahren angenommen. Einige Vogelarten wie beispielsweise Kraniche seien lernfähig, andere wie Seeadler oder Rotmilan entwickelten dagegen kein Vermeidungsverhalten und gerieten in die Windkraftanlagen. Die Totfunde von Vögeln unter den Windrädern hätten jedoch auf die Bestandentwicklung dieser Vogelarten keinen Einfluss. Tom Kirschey kritisierte, dass „unsere Diskussionen über Energiepolitik immer noch daran kranken, dass wir sehr fokussiert auf das Thema Strom sind, dass wir das Thema Wärme häufig außer Acht lassen und dass das Thema Mobilität kaum berücksichtigen.“

Beeindruckende Fakten waren es, mit denen Succow, auf die überall zu beobachtende Stromverschwendung angesprochen, aufwartete: „Nach Meinung von Experten kann man ohne Probleme den Stromverbrauch um ein Viertel reduzieren, wenn man sich Mühe gibt, sogar ein Drittel.“ Susanne Klappenbach

Susanne Klappenbach

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