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Kultur: Reise in die Barockzeit Die Kammerakadmie

in der Friedenskirche

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Prachtvoller konnte das Konzert nicht beginnen als mit Johann Sebastian Bachs Sinfonia in D-Dur BWV 1045, ein festliches Werk, in dem ein hinreißendes Feuerwerk des Orchesterklangs des 18. Jahrhunderts hörbar wurde. Neben Streichern wurden Oboen und Trompeten aufgeboten, die dem Ganzen noch mehr strahlenden Glanz verliehen. Eine Reise in die Barockzeit, die in Sachen Musik besonders kreativ war, unternahm am Sonntag die Kammerakademie Potsdam in der Friedenskirche Sanssouci. Anfang und Ende des Programms wurden mit Kompositionen Bachs bedacht. Ansonsten war auch Georg Friedrich Händel vertreten sowie zwei eher unbekannte Komponisten, die jedoch ein umfangreiches Werkverzeichnis hinterließen: Johann Rosenmüller und Heinrich Ignaz Franz Biber.

Für die Leitung des Konzerts versicherte man sich des renommierten englischen Dirigenten, Cellisten und Cembalisten Jonathan Cohen, der ein viel gerühmter Sachwalter für die Interpretation von Barockmusik ist. Klar, dass die Kammerakademie sich dem informierten historischen Musizieren annahm, bei dem sie längst viel freier geworden ist. Vom wohligen Schwelgen „alter Zöpfe“, von komfortabel ausgepolsterter Musizierweise, von Saft- und Kraftbarock keine Spur. Jonathan Cohen hat in seiner äußerst sympathischen Art die Instrumentalisten stets zu einem spannungsvollen Musizieren animiert. Er und die Kammerakademie standen so für ein homogenes und vitales Spiel.

Des aus dem Vogtland gebürtigen Johann Rosenmüllers Suite Nr. 2 entstand während des Studiums in Leipzig. Durch die kammermusikalische Besetzung haben die Tänze eher intimen Charakter. Cohen leitete die Musikerinnen und Musiker zu einem konzentrierten Spiel an. Die Artikulation war fein und kleinteilig angelegt, ohne dass man den Blick auf die wunderbare architektonische Dimension der Komposition verstellte. Musik vom Feinsten schuf auch der Österreicher Heinrich Ignaz Franz Biber. Die in der Friedenskirche erklungene Sonata Nr. 1, die „sowohl den Altären als auch den Palästen“ dienen kann, ist geprägt von hoher Expressivität. Dem feinen Klangsinn Bibers gaben Cohen und die Kammerakademie viel Raum. Ebenfalls in den besten Händen des Potsdamer Orchesters war auch das frei von jeglicher vordergründiger Effekthascherei komponierte Concerto grosso in e-Moll op.6 Nr. 3 Georg Friedrich Händels in seiner bewegenden Ausdruckskraft.

Nach der Pause ging es mit Bach weiter, zunächst das rekonstruierte Konzert für drei Violinen BWV 1064. Die Solistinnen Meesun Hong Coleman, Christiane Plath und Susanne Zapf, Mitglieder der Kammerakademie, spielten sich die Figuren und Phrasen ohne den Ansatz eines Zögerns zu, in diesem dichtverzahnten Ineinander dialogisierender Orchester- wie Solopartien. Besonders das abschließende Allegro trieb die beherzte Virtuosität bis auf die Spitze. Hierbei wie auch in der abschließenden 3. Orchestersuite Bachs kam die durch Erfahrung und Musizierfreude gewonnene Klasse der Kammerakademie zu voller Entfaltung. Regelrecht expressiv anspringend hörten sich unter Jonathan Cohen die schnellen Sätze an, weil man den Bach eben federnd zu spielen vermochte und die barocken Klänge prickelnd durchatmen ließ. Aber auch das melodiöse und stille Air, das zu den berühmtesten Stücken des Komponisten gehört, klang in der Friedenskirche als ein andächtiges, kontemplatives Gebet. Der Beifall für diese musikalische Reise in die Barockzeit war überaus herzlich. Klaus Büstrin

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