Kultur: Ring frei für die nächste Runde
Zweiter Vorentscheid des „Saturday Fight Clubs“
Stand:
„Gong!“ Die zweite Vorrunde des „Saturday Fight Clubs“ ist eingeläutet. Viele Besucher haben sich eingefunden, um ihren Favoriten Stimmung und am Ende ihre Stimme zu geben.
Weiche Synthieflächen versuchen Freitagabend im Lindenpark Atmosphäre und Spannung zu erzeugen und schaffen es auch, die Zuschauer neugierig in die Nebel- und Lichtwand auf der Bühne starren zu lassen. Doch leider nutzt die Potsdamer Band Musik-freun.de die ungeteilte Aufmerksamkeit nicht für sich aus. Wie angewurzelt stehen die Musiker auf der Bühne. Refrain und Strophe gehen unbemerkt ineinander über, während Bassist und Gitarrist schüchtern nach unten blickend, Inspiration auf den Brettern der Bühne zu suchen scheinen. Der Keyboarder haut wenigstens gelegentlich theatralisch in die Tasten oder schwenkt die Arme gen Publikum. Auch Sängerin Romy kann ihre Bandmitglieder durch ihre mitreißende Art nicht in Bewegung bringen und die Performance plätschert dahin, ohne dass die Songs sich in den Gehörgängen festsetzen. Zum Abschluss sammeln sich Drummer, Gitarrist und Bassist um ein Mikro und stimmen a-capella einen Song an. Das soll sicher witzig gemeint sein – ist es aber überhaupt nicht.
Aus Teltow und Kleinmachnow kommen „Backdraft“, um die Ohren ihrer Zuhörer freizublasen. Auch wenn sie als eine Mischung aus Pop, Rock und Metal angekündigt werden, ist es eher die letztere Sparte, die sie ausgiebig und mit viel Spielfreude bedienen. Die junge Band startete 2004 mit der manchmal ziemlich eigenwilligen Interpretation von Fremdmaterial, konzentriert sich jetzt aber auf eigene Songs. Es fängt sehr punkig an, vielmehr chaotisch. Es feedbackt aus allen Röhren, ein Gitarren-Schlagzeug-Bass-Gewitter bricht aus und nach wenigen Sekunden wieder in sich zusammen. Der zweite Versuch gelingt besser und die Vier spielen eine halbe Stunde kurzweilige Songs mit schnellen Gitarren, einfallsreichen Grooves und viel Aktionspotenzial der Musiker. Als Rausschmeißer nehmen sie sich „Take me home country roads“ zur Brust. Der Staub, der sich nach einem Vierteljahrhundert auf die Hymne von Countryikone John Denver gelegt hat, wird dabei gepflegt ins Orbit gedroschen.
Als letztes begeben sich „The dark stars“ in den imaginären Ring des „Fight Clubs“ – und bekommen dort ausgezeichnete Noten für Form und Stil. Seit drei Monaten spielen die Jungs nach eigener Angabe erst zusammen. So richtig glauben will man das nicht. Locker und ungehemmt schleudern sie ihren unangestrengten Rock von der Bühne. Der schlacksige Sänger versprüht beste Laune und wenn sie es auch nicht schaffen, den Saal in ein tosendes Tanzmeer zu verwandeln, so ist es doch die Performance, die sich durch das größte Selbstbewusstsein in das eigene Tun auszeichnet.
Ohne die Verteilung der Stimmen im Einzelnen bekannt zu geben, haben nach Aussage des Lindenpark-Mitarbeiters die Ergebnisse natürlich „ganz, ganz eng beieinander“ gelegen. Bei „The dark stars“ fällt man sich in die Arme, als sie zum Sieger des Abends ausgerufen werden. Die Zweit- („Musik-freun.de"“) und Drittplatzierten („Backdraft“) schauen etwas enttäuscht drein, stimmen aber alsbald in den Applaus für die Sieger ein.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: