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Entspannt. Hardy Krischkowsky

© R. Pabst

Kultur: Rock’n’ Roll und Wellenschlag

Hardy Krischkowsky am heutigen Freitag im Club Charlotte

Stand:

Vor Kurzem zog der Gitarrist Hardy Krischkowsky von Berlin auf die Insel Usedom. Weil er für sich die Entscheidung getroffen hatte, dass es an der Zeit sei, den Puls der Großstadt ein bisschen runterzufahren. Wenn er heute Abend im Club Charlotte seine Lieblingsrocksongs akustisch präsentiert, will er ein paar Wellenschläge der Ostsee nach Potsdam mitbringen. Sein Programm „Wellness für die Ohren“ umfasst Musik von U2 und Elton John, Barclay James Harvest oder Marianne Rosenberg – und selbstredend Krischkowskys Gitarrenidol David Gilmour. Einigen Potsdamern ist Krischkowsky aus vergangenen Konzerten mit dem Gilmour-Projekt bekannt, als er die Ära der psychedelischen Ausnahmerockband Pink Floyd wieder aufflammen ließ.

Solche Abende sind vor allem den späten, großartigen Gilmour-Songs gewidmet, wenn Krischkowsky, von dem Kollegen sagen, er sei einer der wenigen Gitarristen, die etwas mit ihren Bodentretern – gemeint ist das Pedalboard – anzufangen wissen, mit seiner Band eine fast vergesse Klangwelt wiederauferstehen lässt.

Jetzt wird derselbe Gitarren-Hero allein auf der Bühne stehen. Etwas „unplugged und akustik“ zu machen, ist momentan angesagt und hin und wieder, so mag man vermuten, wohl auch dem Sparprogramm des Veranstalters geschuldet. Hier winkt Krischkowsky ab. Manchmal müsse man zuerst einmal etwas für sich selbst machen, dann springe auch für das Publikum Schönes dabei heraus. Der 51-Jährige muss niemandem etwas beweisen, vor allem nicht sich selbst. Gitarrist werden wollte er spätestens, als er elfjährig im Fernsehen das Konzert von Pink Floyd „Live at Pompei“ sah. Wie ein Küken erfuhr er hier seine Prägung, die sich bis heute gehalten hat. Mit einem Schulfreund gründete er 1979 in Berlin das Duo Report, er weiß, wie sich Erfolg anfühlt, Plattenproduktionen, Fernsehauftritte, Auslandsreisen.

Nach der Wende entschied er sich, nur noch das zu machen, was ihm wirklich gut tut, gründete endlich mit Freunden das Gilmour-Project und begann andererseits, die Chillout-Schiene für sich neu zu entdecken. „Mit diesen Soundlibraries, den Rechnern und Programmen umzugehen, das ist mittlerweile fast ein neuer Beruf geworden“, sagt er anerkennend. Er selbst hat bisher einige wenige Stücke produziert, vielleicht werden es noch mehr, wer weiß. Diese Welt, die unendlichen Möglichkeiten faszinieren ihn, umso mehr, seitdem er statt Großstadtgetöse die Heringsdorfer Möwen schreien hört, wenn er auf dem Balkon frühstückt. Weil aber selbst ein in sich ruhender Musiker nicht nur von Strandspaziergängen zehren kann, drängt es ihn hin und wieder zurück in heimatliche Gefilde und unter seinesgleichen. Dann aber nie ohne so viel Gelassenheit, dass er sich von Freunden anhören muss, er wäre so unheimlich entspannt. „Die merken gar nicht, wie gestresst sie selbst sind“ und empfiehlt, öfter mal abzuschalten und Musik zu hören.

In den vergangenen Monaten hat Krischkowsky noch einmal an einer Platte gearbeitet, im neuen Jahr soll „Wellness für die Ohren“ fertig sein. Produziert wurde das Album beim Label Ice-Storm, das auch das gesamte DDR-Film-Archiv neu verlegt hat. Einen Vorgeschmack bietet das heutige Konzert. Zu den Klassikern aus der Rockgeschichte, bei denen gern die Beine hochgelegt werden dürfen, werden sich nach der Pause einige Floyd-Titel gesellen, bei denen der einsame Gitarrero vermutlich Unterstützung von hilfsbereiten Kollegen bekommt. Ob der Abend auch Musik aus Report-Zeiten vorhält - das hänge vom Publikum und der Stimmung ab, sagt Krischkowsky diplomatisch. „Ich entscheide das ganz spontan. Nur keinen Stress.“ Steffi Pyanoe

Heute, 16. November, 20 Uhr, Club Charlotte, Charlottenstraße 31, Eintritt 13 Euro

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