Kultur: Sagt, wo die Mäzene sind
Anspruch und Perspektiven beim Sammeln von Kunst. Eine Podiumsdiskussion
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Kunst wurde schon immer gesammelt. Wer es heutzutage wie und aus welcher Motivation heraus tut, war am Dienstag im Alten Rathaus Thema des Abends. Unter dem Motto „Musealer Auftrag oder persönliche Leidenschaft“ hatte die Arbeitsgemeinschaft Gegenwartskunst in Potsdam (AGK) gemeinsam mit dem Potsdam Museum und dem Potsdamer Kunstverein zur Podiumsdiskussion mit anschließendem Publikumsgespräch über Funktion und Bedeutung öffentlichen und privaten Kunstsammelns geladen. Anlass für den Themenabend, der von Dirk Becker moderiert wurde, ist die unlängst im Haus der Brandenburgisch-Preußische Geschichte eröffnete Ausstellung des Potsdam-Museums und des Potsdamer Kunstverein. „100 Jahre ‚Kunst ohne König''. Privates und öffentliches Sammeln in Potsdam“. Somit wird die sonst eher auf halber Flamme vor sich hinköchelnde Debatte um das Wenn und Aber einer veritablen Kunstsammlung in der Landeshauptstadt auch durch die Ausstellung brandaktuell.
Wie sich im Laufe der Veranstaltung zeigte, ist das Bedürfnis, ja die Sehnsucht nach einer verbindlichen Spielstätte für die bildende Kunst in Potsdam ungebrochen vorhanden. In dieser Frage herrschte im Saal uneingeschränkter Konsens. Allein über das Wer, Was, Wie, Wo und Warum entzündete sich an der Thematik mannigfaltiger Gesprächsbedarf. Konkret und für die vielstimmig eingeforderte Profilierung Potsdams auch als Stadt der bildenden Kunst wurde es vor allem in den Wortbeiträgen, in denen es um das Potsdam-Museum und seine Kunstabteilung ging. Für die Öffentlichkeit wird der Sammlungsbestand erst nach dem vollzogenen Umzug ins Alte Rathaus und der Neueröffnung des Museums im Jahr 2012 wirklich einsehbar sein. Welche Kunst in welcher Qualität die Potsdamer und ihre Besucher dann im Alten Rathaus erwartet, bleibt vorerst ein Geheimnis. Streng genommen unterhielt man sich über die Präsentation einer Sammlung, die, jedenfalls nach außen hin, keine greifbaren Konturen hat. Vielleicht tut das den Planungen, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, aber auch keinen Abbruch. Immerhin erscheint es angesichts des limitierten Budgets lohnend – gerade mal 20 000 Euro entfallen auf das Stadtmuseum mit Kunstannex für den jährlichen Ankaufsetat –, ja geradezu dringlich, sich über Strategien der musealen Kunstvermehrung ernsthaft Gedanken zu machen.
Und da war es erfrischend von einigen der Podiumsteilnehmer zu erfahren, welche Kniffs und Tricks es rechts und links des üblichen Ankaufweges noch so gibt, wenn für den Kunsterwerb eigentlich kein Geld da ist. Wie es scheint, gibt es also keinen Grund zur Lethargie angesichts der Ebbe in den Ankaufsschatullen. Das erprobte Spektrum pfiffiger Kuratoren und Kunstfreunde reicht von Schenkungen und Dauerleihgaben über eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit und prominenter Präsentation junger Künstler bis hin zum fröhlichen Netzwerken. Als unentbehrlicher denn je erweisen sich zudem jegliche Fördervereine und Freundeskreise, wenn es um die Realisierung von Kunstankäufen geht.
Aus der Liga der privaten Kunstsammler trug Harald Frisch – der seine Rolle als Kunstförderer mittlerweile auch als Ausstellungsmacher mit Erfolg betreibt – stimulierende Statements vor. Bezeichnenderweise kam er nicht als Potsdamer, sondern aus Berlin. Die auch im schönen Potsdam durchaus und in wachsender Zahl vorhandenen Kunstsammler sind – auch dies eine Erkenntnis des Abends – freilich Pfunde, mit denen vorerst keiner wuchern kann. Warum das so ist: auch dies eine Frage, der es lohnt, vermehrte Aufmerksamkeit zu schenken. Potentielle Sammler und /oder Mäzene aus unserer Mitte ins Boot zu holen bei der Etablierung einer repräsentativen Sammlung der bildenden Kunst in Potsdam, wäre in der Tat ein Projekt, mit dem man gar nicht früh genug beginnen kann. Die Veranstaltung „Musealer Auftrag oder persönliche Leidenschaft“ am Dienstag war ein guter Steigbügel auf dem Weg zum Fernziel musealer Präsentation von Junger Kunst in Potsdam. Wenn sich öffentliche Hand, private Förderer und Experten aus Berufung zusammentun, könnte sich daraus durchaus etwas Spannendes entwickeln.
Auf dem Podium saßen Bärbel Mann, zuständig für die Kunstsammlung der Berliner Volksbank, Armin Hauer, stellvertretender Leiter des Museums Junge Kunst Frankfurt an der Oder, Jutta Götzmann, Direktorin des Potsdam-Museums, Harald Frisch als privater Sammler und Andreas Hüneke für den Potsdamer Kunstverein. .Almut Andreae
Almut AndreaeD
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