Kultur: Salonkultur in Potsdam
Historikerin lädt zum Forschen ein
Stand:
Wer an die Salontradition denkt, die sich Ende des 18. Jahrhunderts auch in unserer Region etablierte, hat wohl den zu den bekanntesten zählenden Berliner Salon Rahel Varnhagens im Sinn, oder Bettina von Armins Wirken in Wiepersdorf. Aber wurde auch in Potsdam Salonkultur gepflegt?
„Wir wissen zum Beispiel von einem sogenannten offenen Haus der jüdischen Familie Itzig“, sagt die Potsdamer Historikerin Silke Kamp. „Das waren ursprünglich in Berlin ansässige Lederfabrikanten, die in Potsdam, auf Hermannswerder, eine Villa bewohnten. In diesem Haus gingen nicht nur Künstler und Gelehrte aus Berlin und Potsdam ein und aus, dort konnten sich auch Bürgertum und Adel begegnen, für die es sonst kaum Freiräume für einen Austausch gab.“
Mit der Salonkultur in Potsdam im 18. und 19. Jahrhundert, dabei besonders mit der Rolle der Frauen darin, werden sich unter der Überschrift „Salonkultur heute und gestern: Frauen schreiben Geschichte“ im August und September sechs von Silke Kamp geleitete Workshops beschäftigen. Ebenso wie das gleichfalls vom Autonomen Frauenzentrum initiierte Projekt „frauenArt“, knüpft „Frauen schreiben Geschichte“ an die Salontradition der Berliner Salons im 19. Jahrhundert an. Während aber die der Gegenwart gewidmeten Salon-Veranstaltung von „frauenArt“ – zwei fanden bereits statt – sich als Forum für Vernetzung, Anregung und Austausch für Künstlerinnen aller Art verstehen, will „Frauen schreiben Geschichte“ Neugierige zum erforschen der vergangenen Potsdamer Salonkultur animieren. Denn im Gegensatz zu den bereits gut untersuchten und beschriebenen Berliner Etablissements ist über die Potsdamer Ausläufer dieser Kultur bislang wenig bekannt.
In den Workshops, für die keine geschichtlichen Vorkenntnisse erforderlich sind, will die Historikerin die Lust am forschen, entdecken und ergründen wecken. Dabei sollen Materialien aus den Archiven des Potsdam-Museums und Stadtarchivs Auskunft geben über Salons in Potsdam, über dahinter stehenden Familienbeziehungen und Freundschaften, aber auch Örtlichkeiten und Standorte. Dass können Hypothekenbücher oder Verwaltungsakten sein, in denen sich Hinweise zu Häusern finden, oder Briefwechsel, die den Salonabend thematisieren. Besonders aber die im Besitz des Potsdam-Museums befindlichen Freundschaftsalben, besser bekannt als Poesiealben, werden im Mittelpunkt des Quellenstudiums stehen. Um den Archivschätzen ihre Geheimnisse zu entlocken, wird Kamp den Teilnehmerinnen sowohl Hilfen beim Entwickeln von Fragestellungen als auch Anleitungen zum Lesen der bis Mitte des 20. Jahrhunderts gebräuchlichen – dem Sütterlin ähnlichen – Current-Schrift geben. Ein Projekt, das die Gelegenheit bietet, selbst als Entdeckerin in die Potsdamer Vergangenheit einzutauchen.
Im „frauenArt“-Salon im September begegnen sich Forscherinnen und Künstlerinnen wieder und sollen die Ergebnisse der Archivarbeit vorgestellt und diskutiert werden. Ebenfalls angedacht sind ein Abendvortrag und die Präsentation einer Vitrine mit Archivfundstücken im Potsdam-Museum sowie die Veröffentlichung einer Broschüre. Gabriele Zellmann
Die sechs Workshops sind von August bis September geplant. Der erste Termin findet am Mittwoch, 4. August, von 14-18 Uhr im Café des Autonomen Frauenzentrums, Zeppelinstraße 189, statt. Teilnahmebeitrag: 25-50 Euro für die Workshop-Reihe. Voranmeldung unter Tel.: (0331) 96 793 29 oder per Mail über primadonna@frauenzentrum-potsdam.de
Gabriele Zellmann
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: