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Kultur: Schaffen Ordnung im Geist

100 Jahre Museen in Potsdam: Festveranstaltung im Alten Rathaus / Museumsmodell und Visionen

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Die städtischen Museen Potsdams, gegründet von engagierten Bürgern der Stadt, hätten im Verlauf ihrer Geschichte viele Blessuren ertragen müssen, aber dennoch überraschten sie immer wieder mit großer Vitalität. Das Potsdam-Museum sowie das Naturkundemuseum sind nach wie vor gefragte Orte für die Potsdamer und ihre Gäste. Oberbürgermeister Jann Jakobs würdigte die Museen am Montagabend im Alten Rathaus anlässlich ihres 100. Geburtstages, dort, wo die ersten Ausstellungen des neu gegründeten Museums 1909 stattfanden. Das Potsdam-Museum soll in drei Jahren wieder an seine Wurzeln zurückkehren.

Zunächst wurde aber der langjährige Mitarbeiter des Potsdam-Museums, der Historiker Hartmut Knitter, geehrt. Er schrieb sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Die Festveranstaltung verlief so, wie viele andere auch, mit Musik, Festreden, Gesprächen bei Wein und Wasser. Das musikalische Rahmenprogramm bot ein Trio der Städtischen Musikschule mit Horn, Violine und Klavier. Nach dem Oberbürgermeister haben weitere fünf Redner das Wort ergriffen. Auch die Vorsitzenden des Fördervereins des Potsdam-Museums und des Naturkundlichen Museumsvereins Brandenburg, Markus Wicke und Matthias Kühling.

Für den Festvortrag konnte Prof. Matthias Puhle, Direktor der erfolgreichen Magdeburger Museen, gewonnen werden. „Eine intakte und lebendige Museumslandschaft gehört wie ein gutes Theater zu einer Stadt“, sagte Puhle im Hinblick auf den Magdeburger Noch-Intendanten Tobias Wellemeyer, der ab September das Hans Otto Theater leiten wird, mit einigem Augenzwinkern. Der Magdeburger Festredner betonte, Museen hätten eine stabilisierende Funktion, sie schaffen eine lokale und regionale Integration und Ordnung im Geist. Die Lebendigkeit sei aber nicht durch eine hektische Event-Kultur zu erreichen. „Für die Ausstellungen sollte man Themen finden, die die Menschen bewegen. Natürlich ist zu wünschen, dass mit ihnen auch ein Stück Welterklärung stattfinden kann. Mit ihnen kann man, wer will, aus der Geschichte lernen. Auch das Unterhaltsame sollte dabei nicht vergessen werden“ Puhle sagte auch, dass es die städtischen Museen in jenen Orten schwer haben, gehört und gesehen zu werden, wo überragende fürstliche Sammlungen ihr Zuhause haben, beispielsweise in Potsdam. Er sei aber der Zuversicht, dass das Potsdam-Museum unter seiner neuen Direktorin Jutta Götzmann eine impulsreiche Arbeit für die Stadt leisten werde.

Jutta Götzmann stellte dann das Modell „Potsdam-Museum und Potsdam-Forum“ vor, das im Alten Rathaus ab 2012 zu finden sein wird. „Museale Objekte sind Zeugnisse der Geschichte und der Kunst . Sie dienen als kulturelles Gedächtnis einer Stadt, eines Landes, einer Nation, je nach Museumstyp“, sagte die Direktorin. Das Potsdam-Museum setze als städtisches Museum den Fokus auf die Stadtgeschichte, die bürgerliche Entwicklung sowie die künstlerischen und kulturellen Phänomene, die die Entwicklung der Stadt von seiner frühesten Erwähnung bis zur Gegenwart geprägt haben. Die Phänomene können durch Personen oder Lebensläufe biographisch geprägt sein, ebenso durch historische Ereignisse, die die Stadt und ihre regionalen Geschichte für Momente mit der europäischen oder der Weltgeschichte verbunden haben, sie können – gerade in ehemaligen Residenzstätten –- durch das Verhältnis zum Hof geprägt sein, durch die wechselvolle Beziehung zu einer Metropole, durch nationale Vielfalt, Zu- oder Abwanderung oder aber durch eine epochale Blüte von Kunst, Kultur und Architektur. Dies alles treffe auf Potsdam zu und werde das Programm des Museums bestimmen.

Jutta Götzmann erläuterte das neue Museumsmodell, bei dem das Potsdam-Forum eine wichtige Funktion haben werde. „Es soll eine städtische Plattform für städtische Themen der Kunst, Kultur und Geschichte bieten, mit historischen sowie zeitgenössischen Schwerpunkten. Über den regionalen Kontext hinaus wird es – anlog zur Dauer- und Sonderausstellung – überregionale Bezüge im Veranstaltungsprogramm aufweisen.“

Naturkundemuseums-Direktor Detlef Knuth erzählte von seiner Vision. Er wünsche sich ein Wissenschaftsschaufenster. Es könne in einem neuen modernen Ausstellungs- und Tagungsgebäude neben dem Ständehaus in der Breiten Straße bis 2020geschaffen werden. Darin könnte eine naturkundliche Dauerausstellung zur Klimageschichte und dem Naturwandel in Brandenburg Platz finden, auch Ausstellungen von Forschungsergebnissen der Klima-, Geo- und Nachhaltigkeitsforschung der Universitäten und Wissenschaftseinrichtungen sowie regelmäßige populäre Veranstaltungen.

Eine Vision. Doch die Verwirklichung würde Potsdam als wichtiger Wissenschaftsstandort gut zu Gesicht stehen.

Klaus Büstrin

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