Kultur: „Schläft ein Lied in allen Dingen“ Potsdamer Hofkonzerte beendeten 14. Saison
Die vierzehnte Saison der Konzert- und Künstleragentur Barbara V. Heidenreich ging Weihnachten mit einem Hofkonzert der gewohnt qualitätvollen Art zuende.
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Die vierzehnte Saison der Konzert- und Künstleragentur Barbara V. Heidenreich ging Weihnachten mit einem Hofkonzert der gewohnt qualitätvollen Art zuende. Es war in Wort und Note ganz der Musik verpflichtet, den guten und weisen Dichtern, den bekannten, aber auch den „schlechten Musikern“, aus deren sozialem Wirken etwa Marcel Proust die allerschönsten Schlüsse zu ziehen wusste. Ein bis in den Rang gutgefülltes Schlosstheater erlebte ein rundum gelungenes Programm der musikalisch-literarischen Art mit prominenter Besetzung. Für die Wortbeiträge wurde die Tochter jenes steinalten Mannes gewonnen, welcher im Theaterhaus die Silvestergala gibt: Nicole Heesters. Ihr zur Seite spielte ein eher ungewöhnlich besetztes Quartett Musik der klassischen, aber auch der modernen Art mit einer Verve, die mehr als überraschte: Das „Pro Arte Ensemble“ besteht aus dem begnadeten Flötisten Willy Freivogel, Gundula Vogel (Viola) Andreas Vogel an Oboe und Englisch Horn, indes Siegfried Schwab von Haydn bis zu Duke Ellington die Bass-Stimme auf seiner Gitarre dazugab. Das war phantastisch, zumal diese Vier einen so federleichten Ansatz hatten: Alles was sie spielten, Beethovens „Deutsche Tänze“, Schuberts „Leise flehen meine Lieder“ oder den „Jungfernkranz“ von Weber (mit bissigen Bemerkungen von Heine aus Berlin gewürzt), nicht minder geschickt Piazzolla und Gershwin, hatte einen Geist, jenen nämlich, den Autoren wie Bettina von Arnim, Jaques Prévert und der gute alte Robert Walser mit ihren Worten suchten: „Wenn ich Musik höre, fehlt mir etwas, wenn ich sie nicht höre, fehlt mir auch etwas...“. Ingeborg Bachmann stellte sich sogar die Gretchenfrage: „Was ist das, diese Musik?“ Ja, wenn sie das „Pro Arte Ensemble“ gehört hätten ... Nicole Heesters ist eine gebürtige Potsdamerin, die ihre Jugend in den großen Metropolen Europas verbrachte, darunter in Prag und Berlin. Wichtige Bühnenrollen spielte sie an Theaterhäusern von Bochum bis Zürich, viele kennen sie aus Fernsehfilmen, in „Klemperer“ zum Beispiel. Aber jedes Darstellers erste Rolle ist die Sprache. Aus der Schule des Wiener Max-Reinhardt-Seminars kommend, hat sie eine spielerisch-leichte Art, das fremde und das eigene Wort herüberzubringen, zu harren, zu pointieren, zu ironisieren, zu brechen; nach der Pause sang sie auch. Ein souveräner Auftritt jener charmant-galanten Art, wie man sie auch bei ihren austrischen Kolleginnen wiederfindet. Unter dem Titel „Schläft ein Lied in allen Dingen“ gab sie Weises und Menschliches mancherlei Zeit in Fülle, vielleicht sogar noch mehr. Man hörte vom „unersättlichen Durst Ellingtons auf „Kreuze und b“s“, von einer frühen Annotation Max Regers über die Verflachung von Musik und Hörgewohnheit durch die zweifelhaften Segnungen der Technik, aber auch, wie leicht man das Hohe verulken kann: „Flöhe lausen meine Lieder...“ dichtete Werner Dürrson ziemlich frei nach Schubert. Spaß muss sein, Nicole Heesters „Klingende Poesie“ war ja direkt weihnachtlich nicht ausgerichtet. Genau dieser Verflachung arbeitet die Konzertagentur entgegen. Getragen vom Publikum, wahrt Barbara Heidenreich die alten Werte, indem sie ihre Kunst immer wieder setzt und dank gütiger Sponsoren seit nunmehr 14 Jahren behauptet. Gerold Paul
Gerold Paul
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