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Unverwüstlich. Fips Asmussen.

© Promo

Kultur: Schlechte Altmännerwitze

Possenreißer Fips Asmussen im Waschhaus

Stand:

Er schmiss seine Witze als Dutzendware umher und glich in der Tat einem Marktschreier. Bevor Fips Asmussen am Freitagabend in der Waschhaus Arena seine knapp 170 Gäste zur Pause entließ, nestelte er noch in einem Beutel herum, hielt ein paar seiner CDs hoch und blätterte in seinem „Lustigen Taschenbuch“, leider nicht ohne daraus vorzulesen: „Was unterscheidet eine Möwe von einem Neger? Die Möwe hat einen weißen Schwanz und der Neger kann nicht fliegen.“

Nein, dieser Mann merkt nichts mehr. Er, der weißhaarige Possenreißer mit dem Kugelbauch und der schockbunten Weste darüber, kann einfach nicht aufhören und setzt noch immer auf die Masche seiner viel bejubelten, doch längst vergangenen Tage, als es hinreichte, stundenlang einen niveaulosen Brüller nach dem anderen zu reißen, so ganz ohne Programm, ohne humoristische Qualitäten oder gar kabarettistische Schärfe. Allein komisch ist nur, dass sich Asmussen zwar auch der aktuellen Comedy-Szene verweigert, dort aber längst als gern imitierte Witzfigur angekommen ist. Ein Fossil, das inzwischen sogar die privaten Fernsehsender versäumen einzuladen. Doch solange man ihn drauflos kalauern lässt und die Leute lachen, wird er trotz aller sichtlichen Gebrechen auf jede Bühne krabbeln, erbarmungslos und unverwüstlich.

„Die Merkel ist wirklich geschickt. Man weiß nur nicht von wem.“ Mit der „Knopfpuppe“ Angela Merkel hat es der gebürtige Hamburger Rainer Pries alias Fips Asmussen an diesem Abend ein Weilchen, bevor die aktuellen Bezüge verschwinden und er sich langsam vom Tisch rutschen lässt, auf dem er mit baumelnden Beinen gesessen hat. Und während der 73-Jährige nun den Bühnenrand entlang tippelt, gießt er noch ein schier endloses Füllhorn Politikerwitze hinterher, wenngleich allesamt schon einen langen Bart tragen. Doch Asmussen, der ja gern so tut, als stünde er im kumpelhaften Dialog mit seinem Publikum, erklärt erst einmal saftlos, wer etwa Hans-Dietrich Genscher, Roman Herzog, Hans Eichel oder Ulla Schmidt gewesen sind, ehe er die so mühsam aufgewärmte Kamelle endlich zum Besten gibt. Immerhin unter Gelächter.

Auf die Schenkel geklopft wird sich meist erst, wenn die Zotenkanonaden losbrechen, wenn der knollige Greis da auf der Bühne Frauenwitze reißt, wie etwa: „Nicht alles, was ein Loch hat, ist kaputt.“ Oder: „Frauen haben stets einen dicken Hintern, damit sie beim Tratschen nicht aus dem Fenster fallen.“ Und: „Willst du eine schöne Tochter beglücken, musst du erst ihre Mutter fragen“ Schließlich: „Leute, ich sag euch, heute morgen lag ich noch mit 39 im Bett; war das ein Gedrängel“. Stellen sich endlich Applaus und Gejohle ein, nimmt die Witzdichte nochmals zu, dann redet sich Asmussen in Rage. Nun fühlt er sich scheinbar angespornt, zusätzlich wild mit den Fingern zu fuchteln und seine Stimme zum Geschrei zu erheben, bis sie sich hie und da überschlägt, mitten im Satz. Freilich, die Heiterkeit hält an, doch manch einer der Gäste schaut auch schon mal betreten zur Seite.

Schön, wenn der Altmeister der Plattheiten nicht nur über hässliche Frauen, Homosexuelle und Behinderte herziehen kann, sondern auch über sich. Schade nur, dass es dann nicht zu mehr reicht als zu solch blödsinnigen Aussagen, er habe als Arzt einst halbe Hähnchen krankgeschrieben, im Spielwarengeschäft Schaukelpferde eingeritten, als Maurer bei Lego gearbeitet und noch allerlei infantilen Nonsens mehr. Über drei Stunden schöpft Fips Asmussen aus seinem Fundus. Und während man schon verzweifelt und zumindest aus Mitleid lacht, fragt man sich insgeheim doch, warum dieses Männchen mit dem zweifelhaften Format, das eher eine Betriebsfeier, eine Kremserfahrt oder einen Kegelabend schmückt, an diesem Abend unbedingt nach Potsdam ins Waschhaus eingeladen werden musste. Daniel Flügel

Daniel Flügel

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