Kultur: Schleunig und billig
In Potsdam arbeiteten vor 250 Jahren Frauen als Verlegerinnen
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In Potsdam arbeiteten vor 250 Jahren Frauen als Verlegerinnen 1753, also vor 250 Jahren, übernahm Johanna Charlotte Draeger mit ihrem Bräutigam, Johann Georg Bauer, die Neumannsche Druckerei mit Verlag für 800 Taler von Anna Sophia Neumannin, geb. Schubert, der Witwe von Bartholomäus Neumann. Sie hatte diesen ersten leistungsfähigen Potsdamer Druckerei- und Verlagsbetrieb nach dem Tode ihres Mannes 1742 im vollen Umfang der Konzession von 1722 übernommen. Diese erfolgte mit ausdrücklicher Billigung und Förderung Friedrichs des Großen. Schwerpunkte der Druckereiproduktion und damit Lebensgrundlage waren Materialien für Akzise und Zoll. „Scleunigst und mit einem billigen Preis“ waren Druckaufträge des Königs auszuführen. Zu den im Brandenburgischen Landeshauptarchiv erhaltenen Neumannischen Publikationen gehört ein „Manifest Sr. Königl. Majestät in Preussen gegen den Chur-Sächsischen Hopf“ wegen Feindseligkeiten irregulärer polnischer und sächsischer Truppen bei Landsberg 1745. Für Gerlach gedruckt Die „Verwitwete königlich Privilegierte Buchdruckerin“ Neumannin arbeitet auch für den bekannten Potsdamer Prediger, Rektor und Historiker Samuel Gerlach. Dem Invaliden Gerloff vom 1. Bataillon Garde hatte sie die „Druckung der Tabaks Briefe und Päckgens cediret“. In die Wirkungszeit der Neumannin fielen zwei Kriege; wohl deshalb war die Verlagsproduktion, die unter ihrem Mann umfangreich war (beispielsweise Gundlings Atlas, Réglement der Infanterie), zurückgegangen. Es ist aber anzunehmen, dass sie weiterhin Schulbücher, so für das Große Militärwaisenhaus, verlegt hat. Die Verbindung von Verlag und Polygraphie in einem Betrieb war bis in das späte 19. Jahhundert die übliche Betriebsform. Der Sitz war, wie Hermann Fellien feststellte, in der heutigen Französischen Straße. Johanna Bauer, geb. Draeger, heiratete nach Bauers Tod 1762 Michael Gottlieb Sommer. Druckerei und Verlag wurden erfolgreich weitergeführt. Hier erschienen u.a. 1772 der Hauptplan von Sanssouci und vom Neuen Palais von F. C. Saltzmann in Deutsch und Französisch, 1773 von Matthias Oesterreich eine Beschreibung des gesamten Interieurs des Schlosses Sanssouci, des Neuen Palais, des Stadtschlosses und des Schlosses Charlottenburg in französischer Sprache und 1775 die erste Veröffentlichung über die Neuen Kammern (Reprint der Generaldirektion der Staatlichen schlösser und Gärten 1987). Sommer wurde Königlicher Hofbuchdrucker. Wie zu erwarten, ist von der engagierten Mitarbeit der Frauen wenig überliefert. Wolfgang Tripmacker
Wolfgang Tripmacker
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