
© Galerie
Kultur: Schweben im Unbestimmten
Monika Sieveking zeigt in der Galerie am Neuen Palais Menschen im Alltag und losgelöst von Raum und Zeit
Stand:
Ein wenig erschrocken, mit weit offenen Augen und deutlich unrasiert schaut der Kasper aus dem Topf heraus. Mit lockerem Strich hat Monika Sieveking die Zeichnung auf das Papier geworfen. Es ist das preiswerteste Blatt der Ausstellung in der Galerie Oswald und es ragt deutlich heraus. In seiner Unbeschwertheit, die sich keine Gedanken über die Inszenierung des Dargestellten und das Thema macht, lugt der Schalk aus der Zeichnung. Ein so freier Strich findet sich nicht in allen Bildern der Malerin.
In einer Einzelausstellung präsentiert die Galerie am Neuen Palais eine breite Auswahl von Gemälden und Zeichnungen der 68-jährigen Künstlerin aus Potsdam, die nach einem abgeschlossenen Meisterschülerstudium an der Hochschule der Künste Berlin lange Studienaufenthalte unter anderem auf Stromboli und im Klinikum Steglitz verbrachte und auf zahlreiche Einzelausstellungen zurück blickt.
Es finden sich Studien zu Früchten und zu schlafenden Soldaten, Bilder von Sonnenuntergängen am Meer, aber auch Männer, die mit einem „Tütü“ bekleidet in Wolken schweben und Hausfrauen, die auf einem gehörnten Tier durch die afrikanische Wüste reiten und dabei anscheinend über die sonderbare Umgebung sinnieren.
Es ist der Mensch, seine Träume, seine Wünsche und Erinnerungen, der die Malerin interessiert. Oft steht eine einzelne Figur am Rande des Blattes wie die „resolute Frau“ oder der „Junge mit Hund“. Dennoch wirken die Dargestellten nicht vereinzelt. Sie sind hervorgehoben, um einen Moment aus der Menge herauszutreten. Manchmal balancieren sie in luftiger Höhe. Die „Radfahrerin“ radelt dem Betrachter einige Zentimeter über dem Boden entgegen. Sie ist Teil eines umfassenden Zyklus, in dem sich die Malerin mit Frauen, ihrem Leben und vermutlich deren Wünschen und Träumen auseinandersetzt. Dabei betreibt Sieveking allerdings keinen platten Realismus und möchte dem Betrachter auch keine Botschaft mit auf den Weg geben. Sie zeigt Momentaufnahmen aus dem Alltagsleben von Menschen in Berufskleidung wie bei den „schlafenden Soldaten“ oder Wattwanderern „an der See“, die als Touristen im lichtdurchfluteten Meer wandern. Ihren „Soldaten“ nimmt die Malerin allerdings durch die Abbildung in schlafender Pose alle Dramatik. Wenn die „mit Stühlen balancierende Frau“ auf einem sonderbaren Gestell in einen unbestimmten Raum schaut, dann weckt die Dargestellte unwillkürlich Assoziationen an eine Hausfrau im täglichen Kampf um Sauberkeit und Ordnung und das Jonglieren mit den vermeintlichen „häuslichen Pflichten“. Auch bei Bildern wie „im Karton“ oder „Junge mit Hund“ liegt die Vermutung nahe, dass hier mit unmittelbarer Anschauung aus dem täglichen Leben berichtet wird. Ebenso wie bei den Zeichnungen schweben auch auf den größeren Bildern die Figuren meist vor einem unbestimmten Hintergrund, auf dessen Struktur die Malerin viel Sorgfalt verwendet.
Häufig entstehen so bei Sieveking ausgewogene und harmonische Kompositionen, denen die schwebenden oder schlafenden Figuren Leichtigkeit und Unbekümmertheit vermitteln. Wenn allerdings bei „Feurio“ Figuren im Feuer sitzen, so könnte dies ein Hinweis auf politische Brandschatzung sein. Dafür allerdings bleibt das Sujet zu unbestimmt. Ein surreales Bild wird es aber, nicht zuletzt wegen des Titels, nicht. Richard Rabensaat
Zu sehen bis 27. Mai, Galerie Am Neuen Palais 2A, Freitag bis Sonntag 13 - 18Uhr
Richard Rabensaat
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: