Das Toben des „Jüngsten Gerichtes“ erwartete Moderator Clemens Goldberg von der Interpretation des letzten Satzes der g-Moll-Sinfonie KV 550 von Mozart. Resignation und das Fatalistische des ersten Satzes sollten ins Aufbegehren, ins Wüten, sogar in Schrecken umschlagen. Viel war davon bei den Brandenburger Symphonikern am Totensonntag im Nikolaisaal unter der Leitung ihres Chefdirigenten Michael Helmrath nicht zu vernehmen. Dem Schroffen und Kantigen wurde eine versöhnliche Geste entgegen gesetzt, die kompromisslose Haltung Mozarts aufgeweicht, leider auch in den anderen drei Sätzen. Dennoch, die Symphoniker spielten die Sinfonie, die auch Mozarts „Erzfeind Nr 1“ Antonio Salieri mit 160 Musikern dirigierte, mit feiner Kultur in allen Instrumentengruppen und im Zusammenklang.
Mit „Wiener Genies“ wartete der Nikolaisaal bei „Klassik am Sonntag“ auf, mit Mozart und Schubert. Natürlich hätte man noch weitere Komponisten ins Programm aufnehmen können. Aber man entschied sich eben für Schubert, der zeit seines Lebens nie aus Wien herauskam, und für Mozart, der viele Fürstenhöfe und Konzertpodien Europas kennenlernte. Auch mit damals berühmten Interpreten pflegte er Kontakt. So auch mit der französischen Klaviervirtuosin Mademoiselle Jeunehomme. Für sie schrieb er das Klavierkonzert in Es-Dur KV 271, ein Werk, das in seiner Klanggeschlossenheit von Klavierpart und Orchester einzigartig ist. Die in Nordrhein-Westfalen beheimatete Pianistin Cora Irsen wurde für das Jeunehomme-Konzert verpflichtet. Eine gute Wahl. Denn wir lernten mit ihr eine Künstlerin kennen, die mit erlesenem Klangsinn dieses seelisch weitgespannte Konzert musizierte. Hier wurde die geistvolle Rede des Klaviers und das „Parlieren“ zwischen Soloinstrument und Orchester nie oberflächliche motorisch musiziert, sondern stets mit sprühender Beweglichkeit. Der Beifall für Cora Irsen, für Michael Helmrath und die Brandenburger Symphoniker war sehr herzlich.
Schubert war „nur“ mit seiner berühmten Ouvertüre zum Zauberspiel „Die Zauberharfe“ („Rosamunde“) im Konzert vertreten. Das Stück fiel bei seiner Uraufführung 1820 wegen des schlechten Textbuches von Helmina von Chézy durch, doch vor allem die festliche Ouvertüre ist zu einem der beliebtesten Stücke Schubertscher Orchestermusik geworden. Die Brandenburger Symphoniker waren sich dessen bewusst und spielten „Rosamunde“ wirkungsvoll mit entsprechender Emphase und tänzerischem Schwung. Klaus Büstrin
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