Kultur: Selbstgewisse Dame mit Hund Gisela Uhlen zu Gast
im Filmmuseum
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Dass man bei Gisela Uhlen nicht gleich beim ersten Nachfragen den Nachlass für das Museum bekommt, wird klar, wenn man die nun 86-jährige Schauspielerin sieht. Aus ihren dunklen Augen blickt noch immer eine entwaffnende Selbstgewissheit, hinter der nicht nur Disziplin, sondern vor allem ein starker Wille steckt. Überhaupt, so eine Anfrage – Nachlass!
Guido Altenburg vom Filmmuseum ist es letztendlich doch gelungen, die Mimin zu überzeugen, und begeistert berichtet er davon, wie sie in ihrer Kölner Wohnung nur für ihn gelesen habe. Da war die Schauspielerin wahrscheinlich aufgrund der besonderen Höflichkeit von Altendorf besänftigt. So kam es, dass zum Besuch der alten Dame am Freitag im Filmmuseum zahlreiche Interessierte Filmcolliers und Broschen der Diva bewundern konnten, die sie nun dem Museum übergeben hat.
Dass Gisela Uhlen den Filmschmuck für ihre Rollen immer selbst gekauft hat, passt genauso zu ihr, wie die Tatsache, dass sie, die als Kind bei Mary Wigman Ausdruckstanz lernte, sich ihre Rollen ertanzte. Es wirkt, als habe sie immer schon sich selbst mehr vertraut als anderen – was durch die Tatsache, dass sie sechs Mal verheiratet war, eigentlich eher bestätigt denn dementiert wird.
Bei dem Rundgang durch das Filmmuseum erinnerte sie sich an die hiesige Zeit: Ihre Tochter Susanne wurde in Potsdam geboren, nachdem sie mit Ehemann Walter Kieling nach Kleinmachnow gezogen war. Hier drehte sie in den Jahren 1957 und 1958 „Reifender Sommer“. Die dabei vorherrschende Erinnerung ist traurig: Ihr Filmpartner Willy A. Kleinau habe ihr stolz seinen neuen, dunklen, ellenlangen Wagen gezeigt, worauf ihr spontan entfuhr: „Bist du verrückt, das sieht ja aus wie ein Sarg...“ und einige Zeit später hatte Kleinau einen tödlichen Unfall. „Mir stehen die Haare zu Berge“, kommentierte Uhlen ergriffen und erzählte noch, wie sie die Liebesszenen dann ohne ihn drehen musste.
Filmgeschichte ist auch individuelle Geschichte, und das konnte man erleben, als Gisela Uhlen dann am Abend mit fester Stimme aus ihrer dritten Biographie „Umarmungen und Enthüllungen“ las. Eindringlich schildert sie, wie sie als Fünfzehnjährige nach Berlin kam und nichts anderes im Kopf hatte, als Schauspielerin zu werden. Dass sie mittellos war, störte sie angesichts des großen Ziels wenig, aber dass sie noch zu jung sein sollte, um trotz ihres Talentes an der Schauspielschule angenommen zu werden, machte sie wütend. Uhlen erzählte interessant. Auch die Episode mit Rainer Werner Fassbinder und seinen „27 Frauen“ war kurzweilig und zeigte von beiden ein Stück Charakter.
Während sie so las, begann im Hintergrund ein Hund zu bellen. Gisela Uhlen ließ sich bei der Lektüre nichts anmerken, beendete aber die Lesung verfrüht: mit der Bemerkung, dass sie niemanden, der eine solche Sehnsucht nach ihr habe, warten lassen könne. Sie setzte sich neben ihren Hund in den Vorraum, wo sie fröhlich signierte. Lore Bardens
Lore Bardens
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