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Kultur: „Selbstlos dem Staat dienen“

Wilhelm-Karl Prinz von Preußen hielt im Kutschstall einen Vortrag mit großer Besucherresonanz

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Wilhelm-Karl Prinz von Preußen hielt im Kutschstall einen Vortrag mit großer Besucherresonanz Von Klaus Büstrin Der Andrang war riesengroß. Die meisten wollten wohl nur mal einen echten Prinzen sehen, mancher dem Gast seine Verehrung bekunden, ein anderer seine Verachtung nicht verhehlen. Anlässlich der Ausstellung „Königliche Visionen“, die das Potsdam-Museum im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (Kutschstall) noch bis zum kommenden Sonntag zeigt, wurde als „Höhepunkt“ Wilhelm-Karl Prinz von Preußen zu einem Vortrag eingeladen. Der 1922 in Potsdam Geborene, der in der Villa Quandt am Neuen Garten aufwuchs, im Victoria-Gymnasium (heute Helmholtz-Gymnasium) eine humanistische Bildung genoss, war der Sohn von Prinz Oscar, dem jüngsten Sohn von Kaiser Wilhelm II. Wilhelm-Karl ist also der Enkel des letzten deutschen regierenden Monarchen. „Mein Preußenbild“ nannte der Hohenzollern-Prinz seine Ausführungen, die er, wie er mitteilte, des öfteren in Veranstaltungen vorträgt. Im Stillen hoffte man auf ein Preußenbild, das noch ein paar andere Nuancen bereithält, als die bekannten Auffassungen aus etlichen Geschichtsbüchern monarchistisch gesinnter und bürgerlicher Historiker. Wilhelm-Karl, wie am „Katheder“ sitzend, bot eine Vorlesung, die kaum etwas Neues bereit hielt. Seine Ahnen, die für die Gestalt Brandenburg-Preußens jahrhundertelang verantwortlich zeichneten, die abgrundtief reaktionär, aber auch modern und fortschrittlich waren, die Kunst, Kultur und Wissenschaften förderten, stellte er insgesamt in ein freundliches Licht, hier und da wurden sie auch mit einem Fragezeichen versehen. Für den Prinzen ging Preußen am 20. Juli 1944, als der Aufstand des Gewissens gegen Hitler die Hand anlegte und scheiterte zu Ende. „Träger stolzer Namen waren daran beteiligt, die für die Ehre der Nation ihr Leben ließen.“ Insgesamt war der Vortrag für denjenigen, der sich mit der Historie Preußens beschäftigt, selten inspirierend. So mancher Gast erwartete von Wilhelm-Karl auch einige persönliche Erinnerungen an den Großvater, an die kaiserliche Familie. Darüber war kaum etwas zu hören. Auch in der anschließenden Diskussion ließ sich der Referent nicht erweichen, darüber etwas zu erzählen. Preußische Disziplin war in all seinen aufgeschriebenen und freien Formulierungen spürbar, auch dann, als einige Anwesende zum „Angriff“ gegen den Hohenzollern-Prinzen übergingen. Da wurde zunächst die Frage gestellt, recht provozierend, ob sich Wilhelm-Karl von den Gewalttaten seiner regierenden Vorfahren distanziere. Die Antwort geriet diplomatisch: „Jeder König und Kaiser lebte und regierte in seiner Zeit. Und in ihr gab es eigene Richtlinien und moralische Werte.“ Er selbst lehne aber alle Gewalt ab. Dann geriet das Auditorium für kurze Zeit außer „Rand und Band“. Ein anderer Herr mokierte sich über die Anrede der Kuratorin der Ausstellung des Potsdam-Museums, Dr. Friedhild den Toom, für Wilhelm-Karl mit „Königliche Hohheit“. Diese in unseren Breiten etwas ungewöhnliche Bezeichnung nannte der „Redner“ eine Zumutung wie überhaupt die gesamte Veranstaltung sich darstelle. „Alle Menschen sind vor dem Grundgesetz gleich“ schrie er erregt in den Saal. Einige Beifallsbekundungen für ihn, aber wütendes Zischen, hämisches Lachen und Buhrufe gegen ihn. Dann verließ er protestierend den Raum. Die Kuratorin gab ihn noch den Satz mit auf dem Weg: „Man muss mit Geschichte umgehen können“. Auf die Frage von Friedhild den Toom, ob sich der Prinz wieder eine Monarchie für Deutschland vorstellen könne, antwortete Wilhelm-Karl: „Nein, das kann ich nicht. Die Menschen von heute könnten es schwer ertragen, wenn in der Reihenfolge der regierenden Könige auch mal ein nicht so begabter aufaucht. Die Medien würden an im ,kein gutes Haar lassen’“. Was kann man von Preußen lernen, wollte jemand unbedingt wissen. Die Antwort des Prinzen:„Vor allem selbstlos dem Staat dienen“.

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