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Kultur: Sich bewegen und begegnen

Ausstellung mit Malerei, Skulptur und Fotografie in der Galerie „M“ des Künstlerverbandes

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Ausstellung mit Malerei, Skulptur und Fotografie in der Galerie „M“ des Künstlerverbandes Von Götz J. Pfeiffer Wäre es nicht ein bisschen zu platt erklärt, könnte man sagen: drei haben sich bewegt, um sich zu begegnen. Doch der Titel „Bewegte Begegnungen“ der aktuellen Gruppenausstellung in der Galerie „M“ ist etwas anders gemeint. Nur zur gut besuchten Vernissage kamen Angela Benrath, Michael M. Heyers und Petra Walter-Moll zusammen. Auf mehrere Wochen bleiben allein ihre Arbeiten im Ausstellungsraum des BVBK beisammen. Bereits im letzten Jahr waren Benraths collageartigen Arbeiten mit Fotografien Walter-Molls, diesjährig andere Arbeiten Benraths und die figuralen Holzskulpturen Heyers zusammen zu sehen, jeweils im Stahnsdorfer Atelierhaus der Malerin. Mit abstraktem Ergebnis legt die seit 1999 südlich von Berlin lebende Autodidaktin eine Schicht über die andere, verdeckt darunter Liegendes oder lässt es durchscheinen. Diese fragmentierend-komposite Manier führte zu den beiden ausgestellten Arbeiten. Der „Rote Tänzer“, der aus acht schlanken Streifen von Acrylmalerei auf Leinwand besteht, zeigt zwei große abstrakte Motive, die offenbar erst auf einem größeren Bildträger entstanden und dann auseinander geschnitten wurden. Dies erinnert entfernt an literarische Techniken des Cut-off- und Fold-in. In der Malerei entsteht schon beim zweiten Blick ein geschlossenes Bild, das allerdings nur mit Mühe den Eindruck eines mehransichtig dargestellten, sich bewegenden Tanzenden wiedergibt. Von ästhetischem Reiz ist es ohne Zweifel. Eine witzige Idee, die mit den Möglichkeiten des Raumes spielt, sind Benraths Kohlezeichnungen „Salsa Rápida“. Sie hängen als Serie von zweimal fünf Hochformaten zwischen Plexiglas-Scheiben in den beiden Fensteröffnungen. Dass bildende Künstler immer wieder antreibende Problem, wie Bewegung sichtbar zu machen sei, ist hier mit beweglicher Objekte angegangen. Die stürmischen Bewegungen des lateinamerikanischen Tanzes finden sich jedoch am deutlichsten in der tachistisch angehauchten Strichführung wieder. Schon im Material unterscheiden sich die drei Holzskulpturen von Michael M. Heyers, dessen bildhauerische Werk- und Ausstellungstätigkeit in den 90er Jahren begann. Sein übermannshoher „Schattenmann“ steht starr und stumm auf einem Bein. Ihm fehlt die zweite Körperhälfte, die Schnittfläche ist mit einer Eisenplatte verschlossen. Man erinnert sich an das Sprichwort, jemand sei der Schatten seiner selbst, vielleicht auch an das Original, das aus der Beschreibung des römischen Bürgerkriegs von Lucanus stammt. Gleichfalls in undefinierbarer Bewegung erstarrt wünscht „HERZlich willkommen“ eine gleichnamige kleinere Figur. Ein herzförmiger Asteinschluss an entsprechender Stelle gab zur Arbeit offenbar Anregung und Titel. Und nur geringfügig bewegter ist das größere Figurenpaar „ich & ich“, das „innere Kämpfe“ austrägt. Die größere Figur nutzt die kleinere als Punching-Partner, holt zum Schlag in deren erhobene Hände aus. Regungslos und wie eine Negation des Ausstellungstitels wirken die Arbeiten von Heyers. Nicht nur die selbst in der Bewegung steif und ungelenk wirkenden Figuren, auch die kaum variierte Bearbeitung der Oberflächen in horizontalen Bahnen tragen zu einem kaum interessierenden Gesamteindruck bei. Am zugänglichsten sind die farbigen Fotografien Petra Walter-Molls, die seit 1987 als freie Fotografin in Potsdam tätig ist. Während der „Revue Oriental“ des Teltower Tanzstudios „Alladina“ sind die beiden Fotoserien „Tänzerinnen“ und „Schleiertanz“ entstanden. Jede ist mit fünf Abzügen vertreten. Da dreht sich eine Tänzerin und wirft die Stoffbahnen ihres Kleides, führt eine andere mit Hand und Kopf kunstvolle Bewegungen aus. Dort fliegt ein Schleier und wird zum luftigen Zeichen wirbelnden Tanzes, kreisender Bewegungen und treibender Rhythmen. Schon die Inszenierung der Motive vor schwarzem Hintergrund fängt das Auge, um so mehr der gewählte Bildausschnitt und die Einsicht, dass die Fotos weniger und zugleich mehr zeigen, als ein Blick in die Realität. Denn schnell vergangene Momente sind dem Betrachter vorgestellt, flüchtige Augenblicke sind in den Fotos verdichtet. Fraglos ist die Ausstellung eine Begegnung von Werken aus drei Kunstgattungen. Von Bewegung vermitteln die Arbeiten Benraths eine Ahnung, die Fotos von Walter-Moll den besten Eindruck. Ausstellung „Bewegte Begegnungen“ bis 26. November in der Produzentengalerie „M“ des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstler, Mittelstr. 39. Geöffnet Mi-Fr 12-17 Uhr, Sa-So 13-18 Uhr.

Götz J. Pfeiffer

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