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Kultur: Sich nicht „grüne“ Musiker im Hofkonzert

Komponisten sind auch nur Menschen. Obwohl sie oftmals „göttliche“ Musik schreiben, ist ihnen der alltägliche Frust, die Eifersucht auf den Erfolg des anderen nicht fremd.

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Komponisten sind auch nur Menschen. Obwohl sie oftmals „göttliche“ Musik schreiben, ist ihnen der alltägliche Frust, die Eifersucht auf den Erfolg des anderen nicht fremd. Kleine Streitereien unter den Komponisten zetteln sie gern an. Auch zu Zeiten Friedrichs des Großen. In Berlin und in Potsdam gab es eine ganze Reihe von komponierenden Musikern, die sich nicht „grün“ waren. Beispielsweise der Hofmusiker und Flötenlehrer Friedrichs, Johann Joachim Quantz, sowie Johann Philipp Kirnberger, der in Diensten der Prinzessin Anna Amalia, der Schwester Friedrichs II., stand. Musik dieser Komponisten stand im Mittelpunkt eines Konzerts im Schlosstheater im Neuen Palais. Die Potsdamer Hofkonzerte-Reihe ermöglichte eine Begegnung mit diesen am Hof komponierenden Herren. Hier waren sie nun ganz friedlich. Zu ihnen gehört auch Carl Philipp Emanuel Bach und sein Bruder Wilhelm Friedemann. Es war ein konzeptionell sehr durchdachtes Programm, das der Flötist Henrik Wiese sowie die Cembalistin Anikó Soltész und Yves Savary, Violoncello, präsentierten. Alle drei Künstler haben sich solistisch und im kammermusikalischen Bereich weit über Europa hinaus einen Namen gemacht. Kaum verwunderlich, denn wie sie die Sonaten interpretierten, das wurde mit einem eindrucksvollen Klangbild bewältigt. Wieses Flötenton ist ein sehr runder und warmer. Er weiß die Werke zwar emotional berührend zu spielen, aber gleitet dabei niemals süßlich sentimental ab. Die Cembalistin und der Cellist sind zwei sehr wohltuend zurückhaltende Mitstreiter, die ihre musikalischen Aufgaben in jeder Sekunde souverän bestritten. Kirnbergers und Wilhelm Friedemann Bachs Musik ist relativ selten zu hören. Hat der älteste Bachsohn seine Flötensonate recht konservativ gehalten, so sind Kirnbergers teilweise außergewöhnlich, beispielsweise die Sonate in es-Moll, die große Virtuosität vom Flötisten verlangt. Wiese vermochte sich der Partitur mit anscheinender Leichtigkeit anzunehmen. Waren die Begegnungen mit diesen Komponisten lohnend, so gestaltete sich die Wiedergabe der Sonate für Flöte und obligates Cembalo in C-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach zum Höhepunkt des Konzerts. Die große Empfindsamkeit dieser Musik wurde auch hinreichend empfindsam von Wiese und Soltesz gespielt. Herzlicher Beifall wurde den Künstlern im Schlosstheater zuteil. Klaus Büstrin

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