Kultur: Siebzig Paare stellen die Stadt vor
Ein Fotobuch im Komet Verlag erschienen: „Potsdam – früher und heute“
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Der Titel war ähnlich, auch die Art der Gestaltung. Anfang der neunziger Jahre wurde bereits „Potsdam – gestern und heute“ in mehreren Auflagen im Wartberg Verlag herausgebracht. Nun ist der Komet Verlag in Köln ebenfalls auf die Idee gekommen, das alte und das neue Potsdam in Fotografien gegenüberzustellen. Also nichts Neues. Doch auch dieses Buch zeichnet ein facettenreiches Bild der sich wandelnden Stadt. In den 70 Fotopaaren, die im Abstand von mehreren Jahrzehnten aufgenommen wurden, spiegelt sich das gegenwärtige und das vergangene Potsdam. Den Text für den in China hergestellten Band schrieb Marcus Meyer. Als Fotoautoren beteiligten sich weit mehr als ein Dutzend Fotografen. Im Anhang bedankt sich der Verlag bei Ellen Hansmann für die „unermüdliche Unterstützung bei der Bildredaktion“.
Die Auswahl der Fotografien muss nicht leicht gewesen sein, quantitativ und qualitativ. Künstlerische Aufnahmen sind nicht zu sehen, eher Bildreporter-Arbeiten oder Privatfotos, historische Postkarten oder Schnappschüsse. Da mussten die Redakteure sich fragen: Welches Gebäude, welche Straße oder welchen Platz stellt man gegenüber? Natürlich in erster Linie den Alten Markt mit seinen Bauten, das Schloss Sanssouci oder den Neuen Garten, Orte, die im Mittelpunkt von Potsdam-Besuchen stehen oder die durch ihr Wiedererstehen (Stadtschloss, Palast Barberini) zu teilweise munteren Diskussionen führten. Beim Vergleich von historischen und aktuellen Fotografien wird wiederum erschreckend deutlich, welche Schäden das Stadtbild am Ende des Zweiten Weltkrieges durch den Abwurf von britischen Bomben und durch die DDR-Abrisspolitik hinnehmen musste. Bei manchen Aufnahmen in der sich ständig verschönernden Stadt hat man den Eindruck, als ob gerade die Arbeiter den Bauplatz verließen. An Aktualität lassen sie nichts zu wünschen übrig.
In fünf Kapiteln wird man durch Potsdam geführt. Da geht es zunächst vom Lustgarten bis zum Alten Markt, dann in Potsdams Norden mit dem Neuen Garten und der Nauener Vorstadt. Auch durch die Parklandschaft von Sanssouci gibt es Spaziergänge und die historisch gewachsenen Stadterweiterungen werden ebenfalls betrachtet. Staatsbesuche, Filmaufnahmen zur Stummfilmzeit und zur Daily Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ oder die „Wiederauferstehung“ des Steuben-Denkmals sind dabei.
Eine umfangreiche Palette des einstigen und heutigen Stadtlebens wird in dem Buch aufgefahren. Jede Aufnahme ist mit einem kurzen und informativen Text bedacht. Beim Durchblättern und Lesen wird der Interessierte das Wichtigste der Potsdamer Stadtgeschichte visuell und textlich erfahren. Kleine „Schönheitsfehler“ in Sachen Genauigkeit geschichtlicher Daten und Ereignisse müssen wohl leider immer wieder in Kauf genommen werden. Auch hier. Auf wissenschaftliche Standardwerke sollte der Wissensdurstige auch nach dieser Lektüre nicht verzichten. Klaus Bürsten
Marcus Meyer, Potsdam – früher und heute, Komet Verlag Köln, 9,95 Euro
Klaus BürstenD
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