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Stete Stimme im Potsdamer Kulturleben: Siegfried Lachmann wird heute 80 Jahre alt

Sammeln ist eine Lebensaufgabe, ist Abenteuer, Geduldsprobe und Wissen zugleich. Siegfried Lachmann, der heute seinen 80.

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Sammeln ist eine Lebensaufgabe, ist Abenteuer, Geduldsprobe und Wissen zugleich. Siegfried Lachmann, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, hat seit gut fünf Jahrzehnten erfolgreich mehrere Sammlungen aufgebaut. Vor allem Keramik und Glas, aber auch Metallgefäße. „Schon immer war ich gern auf Floh- und Antikmärkten zu finden. Da erlebt man ja oft spannende Momente“, sagt er. Beim Sammeln geht es ihm in erster Linie um die einfachen Gebrauchsformen aus mehreren Jahrhunderten, die von wunderbarer Zeitlosigkeit sind. Sie erzählen in beeindruckender Weise von der Alltagskultur der Menschen.

„Unsere Wohnung quoll eines Tages von den Gegenständen derart über, dass wir eine Scheune mieten mussten, in der die Sammlungen untergebracht wurden“, so Siegfried Lachmann. „Manchmal denkt man, jetzt reicht’s. Doch die Freude am Sammeln kann man nicht ablegen wie ein Kleidungsstück. Dann kommt der Augenblick, in dem man auf ein Stück stößt, auf das man jahrelang gewartet hat.“ Und schon befindet es sich in der Sammlung.

Lachmann steht im Museumshaus „Im güldenen Arm“ – in dem vom rührigen Brandenburgischen Kulturbund betreuten Haus gestaltet der Grafikdesigner ehrenamtlich die Kunstausstellungen. Er ist ein wichtiger Partner der Künstler. „Das Museum ist vor allem für Maler, Grafiker oder Bildhauer der Region offen. Wir wollen ihnen ein Podium geben, da in Galerien und Museen für sie heute leider nur selten Platz ist.“ In den oberen Räumen des Hauses stellt Lachmann seine eigene Formensammlung bäuerlicher und bürgerlicher Keramik aus vier Jahrhunderten aus. Diese Dauerausstellung und auch die Anfang Juni im Museum Baruther Glashütte eröffnete Schau (bis 21. August) mit der Sammlung Lachmanns von Gebrauchsglas geben faszinierende Einblicke in alte Handwerkskunst.

Der in Vetschau Geborene studierte nach der Malerlehre ab 1953 an der Fachschule für angewandte Kunst und Gestaltung in Potsdam. Von den Dozenten und Künstlern wie Paul August und Werner Nerlich spricht er voller Hochachtung. „Sie haben uns eine solide Bildung vermittelt, uns in die Weite und Tiefe der Kunstgeschichte eingeführt. Doch vor allem haben sie uns Studierenden ein qualitätsvolles handwerkliches und künstlerisches Rüstzeug gegeben.“

Zwanzig Jahre lang war der Gestalter, heute nennt sich der Beruf Grafikdesigner, am damaligen Bezirksheimatmuseum tätig, ab 1978 freiberuflicher Ausstellungsgestalter und Grafiker. Unzählige Expositionen, Kataloge und Plakate hat er gestaltet. Bis heute versichern sich Künstler und Veranstalter von Ausstellungen Siegfried Lachmanns Können, Hilfsbereitschaft und reichem Erfahrungsschatz. 1982 gehörte er zu den Organisatoren der „Akt und Landschaft“-Schau des Kulturbundes auf der Freundschaftsinsel, die für Furore und Diskussionsstoff sorgte.

Aber auch der Fotografie war und ist Lachmann eng verbunden. 1960 kaufte er sich von einem der ersten Gehälter einen Fotoapparat, besonders um das Potsdamer Geschehen zu dokumentieren. Heute ist er Mitglied der Fotografen-Lounge, einer Gruppe von zumeist professionellen Künstlern, die sich zwanglos zum freundschaftlichen Erfahrungsaustausch trifft und gemeinsam Fotoausstellungen veranstaltet.

Mit kritischer Aufmerksamkeit beobachtet er die Zeitläufe in der Stadt– über Jahrzehnte – auch im Jahre 1965, als der Volkswirtschaftsplan von den Stadtverordneten beschlossen werden sollte. Man erwartete ein einstimmiges Votum. Im Plan wurde festgelegt, dass das Rechenzentrum auf der Plantage gebaut werden soll.

„Als Abgeordneter der FDJ stellte ich die Anfrage, ob der Bau des Rechenzentrums nicht den Abriss der Garnisonkirche voraussetze. Oberbürgermeisterin Hanke bestätigte nach anfänglichem Zögern das Vorhaben. Ich stimmte daraufhin als einziger Abgeordneter gegen den Volkswirtschaftsplan“, erzählt Lachmann. Und damit auch gegen die Sprengung des Sakralbaus, der eine wichtige architektonische Dominante der Stadt war.

Lachmanns Engagement für die Stadt, besonders für ihr Kulturleben, hat schon längst eine kommunale Würdigung verdient. Klaus Büstrin

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