Kultur: Singakademie erinnert an Oberbürgermeister-Rede
Grenze der finanziellen Belastbarkeit der Chorsänger erreicht
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Grenze der finanziellen Belastbarkeit der Chorsänger erreicht Für die mehr als 100 Mitglieder des Sinfonischen Chores der Singakademie Potsdam beginnen nun die Endproben zu Johann Sebastian Bachs Vertonung der Matthäus-Passion. Auch für sie ist die Interpretation dieses Werkes immer wieder ein Höhepunkt, musikalisch und geistig. Seit Monaten arbeiten sie gemeinsam mit ihrem künstlerischen Leiter, Edgar Hykel, an diesem Ausnahmewerk mit großer Intensität und Konzentration. Am kommenden Sonnabend kommt die Matthäus-Passion im Nikolaisaal zur Aufführung (Beginn: 19 Uhr). Neben der Singakademie wirken die Brandenburger Symphoniker und die Solisten Irene Lepetit, Sopran, Gilian Crichton, Alt, Dirk Kleinke, Tenor, Timothy Sharp (Christus), Bass, und Georg Witt, Bass, mit. Doch in den Probenprozess mischt sich bei den Sängerinnen und Sängern auch immer wieder die Sorge mit ein: Wie wird es weitergehen mit diesem traditionellen Chor? Helga Schröder, die Vorsitzende des Vereins Singakademie Potsdam e.V., äußerte gegenüber den PNN, dass die jetzige Haushaltslage der Stadt auch eine Belastung für das Ensemble bedeutet. „Unter dem Dach der Singakademie sind neben dem Sinfonischen - und Kammerchor auch drei Kinderchöre zuhause. Das musikalische Miteinander der verschiedenen Generationen und die damit verbundene soziale Komponente gehören zum traditionellen Grundkonzept unserer Arbeit.“ Seit Beginn des Jahres 2004 ist für die Singakademie der Betriebskostenzuschuss ersatzlos gestrichen worden, den sie als ausgegründete, ehemals städtische Einrichtung bisher erhielt. Er war eben die materielle Grundlage für die kontinuierliche Probentätigkeit. Die einzige festangestellte Mitarbeiterin des Vereins Singakademie e.V., dessen Arbeit für die oftmals komplizierte Organisation der Arbeit von fünf Chören unverzichtbar ist, musste sich arbeitslos melden. Natürlich, so Helga Schröder, wissen die Mitglieder des Chores nur zu gut, dass sich Potsdam in einer schwierigen materiellen Lage befindet. Aber die Vorsitzende erinnert daran, dass anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Singakademie im Jahre 2002 Oberbürgermeister Jakobs und Ministerpräsident Platzeck die Arbeit des Chores würdigten, die weit zurückliegende Tradition und den hohen Stellenwert der Singakademie im musikalischen Leben Potsdams. „Jann Jakobs sagte während der Festveranstaltung, dass die Bewerbung Potsdams als europäische Kulturhauptstadt nur durch das enthusiastische Engagement solcher Menschen möglich wird, wie zum Beispiel auch die Mitglieder der Singakademie, die durch Konzerte im In - und Ausland als Vertreter der Landeshauptstadt wirksam geworden sind.“, zitiert Helga Schröder aus dem Grußwort. Der Hauptteil der künstlerischen Arbeit der Chöre wird durch Eigenmittel bestritten. Die finanzielle Belastbarkeit der Mitglieder ist jedoch an eine Grenze angekommen, die man wohl nicht mehr verantworten könne. „Sollten wir zukünftig ohne Betriebskostenzuschuss in der bisherigen Art auskommen müssen, wäre das unweigerlich das Ende unserer musikalischen Arbeit. Vor allem der Kinderchorbereich hätte keine Chance, zu überleben. Der Verein ist in keinem Fall in der Lage, künftig das fehlende Geld aufzubringen. Wir sind sehr betroffen über die derzeitige Situation.“ Dies, so Helga Schröder und ihre Sangesfreunde von der Singakademie, passe einfach nicht zum Bestreben Potsdams, im Jahre 2010 Kulturhauptstadt Europas zu werden. Klaus Büstrin
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