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Kultur: Singen ohne Tiefgang

Duo Con emozione in der Kapelle Klein Glienicke

Stand:

Liebe ist immer gut. Im wahren Leben wie in der Kunst, besonders in der Musik. Was für himmlische bis höllische Facetten lassen sich doch durch sie ausdrücken. Ein reizvolles Thema also, das auch Liane Fietzke (Sopran) und Norbert Fietzke (Klavier) zu ihrem mozärtlichen Programm „Welche Wonne welche Lust“ inspirierte. Als Duo Con emozione stellten sie es am Sonntagnachmittag in der Klein Glienicker Kapelle vor. Doch würden sie dabei auch die Emotionen des Publikums erwecken können? Zunächst sieht es nicht danach aus, denn beide sind rokokonah kostümiert – ganz in Schwarz. Und auch das E-Piano ist hinter einem schwarzen Vorhang verborgen. Man gewinnt den Eindruck, es werde gleich eine Trauerfeier stattfinden. Ist etwa die Liebe dahingeschieden? Keinesfalls, denn die Sopranistin erteilt sogleich eine Warnung an jene Väter, die ihre heiratsfähige Tochter zwecks übergriffiger Jungverführer im Hause einsperren sollten. Ein vergnügliches Lied, dem noch manche Fingerzeige über Liebeslust und Liebesleid folgen. Wie jener, „Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte“. Heute dagegen wird ganz schnell die Liebes-SMS mit einem Klick gelöscht. Ziemlich zügig begleitet Ehemann Norbert Fietzke, wobei er das E-Piano passenderweise auf Hammerklaviersound geschaltet hat.

Der Gattin Gesang erweist sich fast durchweg als wenig ausdrucksvariabel und berührt kaum. Zwischenfarben sind rar. An diesem Nachmittag müsste der Duoname eigentlich Senza emozione lauten, ohne Emotionen. Dieses Manko sucht sie durch aufgesetzt wirkende Gesten und Gänge zu kompensieren. Wie beim „Veilchen“ oder der Arie der nadelsuchenden Barbarina aus „Figaros Hochzeit“. Zwiespältig auch der Eindruck von Cherubinos Seelenbefindlichkeiten. Fehlt es dem „Voi che sapete“ an sehnsuchtsvoller Sinnenglut, lodert dagegen im „Non so piu“ das Feuer des von innerer Leidenschaft erfüllten Jünglings. Eine Nummer später wirkt Blondchens Freude über die bevorstehende Entführung aus dem Serail („Welche Wonne, welche Lust“) nicht wirklich innerlich erfühlt. Um das Publikum bei Laune zu halten, fordert Liane Fietzke zum Mitsingen bei der „Sehnsucht nach dem Frühling“ auf. Fast alle tun es: mit Text oder nur gesummt und gebrummt. In ihrer durchgängigen Moderation erzählt sie Operninhalte und Anekdotisches, wobei die mitgeteilten Fakten nicht immer den Tatsachen entsprechen. Ein Faktencheck sei ihr dringend angeraten. Unter anderem für den Anlass von Paminas todessehnender Arie „Ach, ich fühl’s“ aus der „Zauberflöte“. Ganz in ihrem musiktheatralischen Metier einer Koloratursoubrette ist sie bei Dorabellas Arie „Ein loser Dieb ist Amor“ aus „Cosi fan tutte“. Dagegen liegt sie mit ihrem befehlshaberischen Vortrag von Zerlinas tröstender Arie „Vedrai carino“ aus dem „Don Giovanni“ total neben Text und Musik.

Zwei Klavierstücke aus Mozartscher Feder setzen dem Gesang willkommene Zäsuren. Nüchtern vom Blatt gespielt das D-Dur-Rondo KV 485, das Norbert Fietzke statt ausdrucksdifferenziert vorzugsweise im Laut-leise-Wechsel vorträgt. Ähnlich auch eine angebliche Fantasie KV 331. Ein letzter Rat an die Sängerin nach ihrer im schlechten Italienisch gesungenen Zugabe „Lascia ch’io pianga“ aus Händels „Rinaldo“: Sie möge doch einen speziellen Sprachberater konsultieren. Peter Buske

Peter Buske

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