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Spaß im Busch. Der Söldner Siegfried „Kongo Müller“.

© Gerd Heidemann

Kultur: Söldnerleben

Siegfried Ressels Film über „Kongo Müller“

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Sie hatten ihn in München vor die Kamera bekommen. In Tarnuniform und Springerstiefeln erzählte er grinsend seine Sicht auf die Welt. Eine entmenschte Sicht, in der die Banalität des Bösen in Gestalt eines grotesken wie brutalen Operettenoffiziers zum Ausdruck kam. Der Filmemacher Walter Heynowski, der zusammen mit seinem Partner Gerhard Scheumann und dem Kameramann Peter Hellmich diese Aufnahmen machte, nannte den Film über Siegfried Müller „Der lachende Mann“, der 1966 ins Fernsehen kam. „Bekenntnisse eines Mörders“ war der Untertitel des damals stilistisch Neuland betretenden Films, der einerseits als Meilenstein der DDR-Filmgeschichte gilt und Millionen – vor allem – DDR-Zuschauern durch die schaurige Gestalt des „Kongo Müller“ ein Begriff ist.

Dieser Film hat auch den Potsdamer Filmemacher Siegfried Ressel beeindruckt. In den vergangenen Jahren hat er sich noch einmal auf die Spurensuche gemacht, um die Geschichte des Söldners „Kongo Müller“ zu rekonstruieren. Am heutigen Mittwoch ist „Kongo Müller. Eine deutsch-deutsche Geschichte“ ab 21.10 Uhr auf Arte zu sehen.

Siegfried Müller, ehemaliger Wehrmachtsoffizier, führte Anfang der 60er Jahre zu einer Gruppe kriegserfahrener weißer Söldner, genannt „Kommando 52“, die im nachkolonialen Kongo gegen angebliche Rebellen eingesetzt wurden. Der „Stern“-Fotoreporter Gerd Heidemann wurde Mitte 1965 von seiner Redaktion in das afrikanische Land geschickt, um über die deutschen Söldner zu berichten. Seine langen Tonbandgespräche mit „Kongo Müller“, seine Bilder von Morden, Plündern und Brandschatzen, die in einer dreiteiligen, preisgekrönten Reportage im „Stern“ erschienen, gaben den Ausschlag für den Film „Der lachende Mann“.

Siegfried Ressel rekonstruiert die Geschichte um die Söldner unter „Kongo Müller“, die vor allem auch eine spannende deutsch-deutsche Mediengeschichte ist, die den Zeitgeist des Kalten Krieges und die propagandistische Auseinandersetzung jener Epoche ausleuchtet. In dem aufwendig produzierten Film werden eine Vielzahl von Fotos und Filmausschnitten gezeigt. Die Protagonisten Gerd Heidemann und Walter Heynowski schildern in exklusiven und eindrücklichen Interviews ihre jeweiligen Erinnerungen. Historiker und Medienwissenschaftler liefern dazu erklärende wie einordnende Kommentare. kip

„Kongo Müller. Eine deutsch-deutsche Geschichte“ am heutigen Mittwoch, 21.10 Uhr, bei Arte

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