Kultur: Sommer, Sonne, Süden
Astrid Albers und Jürgen Sage zeigen ihre gemeinsamen Arbeiten in der Galerie Ruhnke
Stand:
Kleine Farb-Inseln, Aquarellcollagen, Domino-Bilder, Doppelleben in Acryl auf Leinwand und Bildschirm-Monotypien flimmern über die Wände der Galerie Ruhnke. Kleine Kabinettstückchen und mannshohe Bildformate, insgesamt 35 an der Zahl, lenken den Blick auf Paarbeziehungen, „Land und Leute“ und immer wieder auf „Sommer Sonne Süden“. In einem mittelitalienischen Städtchen mit dem schönen Namen Pergola haben sie im Atelier des deutschen Künstlerpaares Astrid Albers und Jürgen Sage das Licht der Welt erblickt, viele von ihnen erst in diesem Jahr.
Durch den Rückgriff auch auf ältere Werkzyklen präsentiert die Ausstellung unter dem Titel „commedia drammatica“ einen Querschnitt durch Arbeitsweise und Themenreihen des seit zehn Jahren gemeinsam arbeitenden Künstlerpaares. An dem Konzept, Kunst in einem gemeinsamen Arbeitsprozess entstehen zu lassen, halten Astrid Albers und Jürgen Sage, die sich vor 30 Jahren beim Studium der Freien Malerei an der UdK Berlin kennen lernten, unverdrossen fest.
Zum gemeinsamen Kunstwerk führen viele Wege. Einen davon haben die beiden Künstler in einem Videofilm dokumentiert, den man in der Ausstellung auf DVD erwerben kann, ebenso den auf CD digitalisierten Katalog. Der voyeuristische Blick der Filmkamera zeigt das Künstlerpaar in seiner italienischen Atelieridylle, wie es sich im gemeinsamen Schaffensakt dem Farben- und Materialrausch hingibt. Die Gemeinschaftsbilder der Marke Albers/Sage entstehen in einer Abfolge von Aktion und Reaktion. Zu vergleichen vielleicht am ehesten mit dem Zusammenspiel in der musikalischen Improvisation. Einfühlungsvermögen in den anderen, die Fähigkeit, Impulse spontan aufzugreifen, diese fortzuführen und in neue Richtungen zu lenken, erfordern ein hohes Maß an Konzentration. Die Intensität, die aus der gemeinsam erlebten Kreativität erwächst, stimuliert das Künstlerpaar zu immer neuen Herangehensweisen.
In der „Domino“ überschriebenen Arbeitsreihe aus diesem Jahr haben die beiden Maler 30 Leinwände der letzten 15 Jahre zerschnitten und dann aus dem Material die stärksten Sequenzen zu neuen Bildkompositionen zusammengeführt. Vergleichbar mit dem Film verläuft die kreative Formel hier über den Weg der Materialsammlung, der Selektion und schließlich der Montage. Wie beim Film verdichtet sich die Aussage mittels Bild erst im Schnitt. Ein frühes Beispiel für dieses Kompositionsprinzip gibt in der Ausstellung das 1996 von Jürgen Sage damals noch allein geschaffene Bild mit dem Titel „Filmissimi II“. Wegen ihrer besonderen Leuchtkraft und malerischen Frische besonders hervorzuheben sind die Aquarellcollagen zur Motivreihe „Land und Leute“ von 2006. Von den beiden Malern individuell gefertigte Aquarelle wurden hier zum Material für ein gemeinsam komponiertes Bild. In den friesartig gefassten Variationen zum Thema Land und Leute verbinden sich einzelne Blätter der selben Bildhöhe zu einem Erzählmosaik. Zum krönenden Abschluss erhalten die auf Leinwand montierten Bildsegmente einen leicht glänzenden Firnis. Dessen Zusammensetzung bleibt streng geheim.
Anlässlich der 1. Potsdamer Kunst-Genuss-Tour am 30. September erwartet die Besucher der Galerie ein besonderer Ohrenschmaus. Wie zur Vernissage wird die Akkordeonspielerin Melanie Barth, mehrfache Preisträgerin und Komponistin von Filmmusiken, mit ihren einfühlsamen Interpretationen des Tango nuevo zu hören sein.Almut Andreae
Albers/Sage: bis zum 15. Oktober Do-So von 14 - 19 Uhr.
Almut Andreae
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