Duo begeisterte in der Erlöserkirche: Sorgenfreies sommerliches Orgelkonzert
Ein Gute-Laune-Konzert haben am Mittwoch während des Internationalen Orgelsommers Ai Yoshida und Alex Gai in der Erlöserkirche geboten. Die gebürtige Japanerin und der Italiener, beide leben in Südtirol, haben sich zum Orgelduo zusammengeschlossen.
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Ein Gute-Laune-Konzert haben am Mittwoch während des Internationalen Orgelsommers Ai Yoshida und Alex Gai in der Erlöserkirche geboten. Die gebürtige Japanerin und der Italiener, beide leben in Südtirol, haben sich zum Orgelduo zusammengeschlossen. Mit vier Händen und vier Füßen erzeugen sie einen besonderen Klang – brillante Technik und große Ausdruckskraft sind dafür Voraussetzung. Und die erfüllen Ai Yoshida und Alex Gai vorbildlich.
Leider aber haben sie am Mittwochabend nur zwei Duo-Werke nebst der Zugabe gespielt. Gern hätte man mehr gehört. Zum Auftakt hatte Johann Christian Bach das Sagen. Seine Sonata in F-Dur zu vier Händen wurde ursprünglich für das Klavier komponiert. Sie will, wie die meisten der Werke des jüngsten Bach-Sohns, primär unterhalten. Er schrieb eine dafür ideale leichtgewichtige Musik, nicht mehr und nicht weniger: Klangsinnliches, Brillantes, Gefälliges. Johann Christian Bachs melodischer Ideenreichtum zeugt jedoch von großer künstlerischer Potenz. Das Orgelduo aus Südtirol hat die Sonata in F-Dur locker und natürlich fließend auf der neobarocken Schuke-Orgel musiziert. Auch das anschließende Solo, das Alex Gai mit der leichtfüßigen Introduktion sowie dem Finale Giovanni Morandi bot, einem Zeitgenossen Rossinis und Donizettis, ist geistreiche niveauvolle Unterhaltung – und für den Organisten hörbar attraktives Spielfutter.
Eine liebvolle Erinnerung an die japanische Heimat ist für Ai Yoshida das Volkslied „Sakura“ – die Kirschblüte. Der Komponist und Kirchenmusiker Massimo Nosetti, der in den 80er- und 90er-Jahren am Turiner Dom tätig war, schrieb über die Melodie aus Japan Variationen. Zwar findet man bei ihm Anklänge an den Fernen Osten á la Puccini, doch Nosetti, der nur 43 Jahre alt wurde, kommt weitgehend ohne melancholische Impressionen aus. Ai Yoshida hat für die „Kirschblüte“ hell schimmernde Klänge gewählt und sie mit feiner Kultur wiedergegeben. Danach führte der musikalische Weg der Organistin nach Frankreich. Von dem Spätromantiker César Franck, der beim Orgelsommer Priorität hat, wählte die Japanerin ein liturgisches Stück, ein Offertorium. Üppig, doch ohne das Instrument zu vergewaltigen, wusste Ai Yoshida impressionistische, flirrende und mystische Klänge der Orgel zu entlocken.
Danach nahm wieder Alex Gai auf der Orgelbank Platz, um der Passacaglia des englischen Spätromantikers John Ebenezer West zu eindrucksvoller Wirkung zu verhelfen. Immer wieder gibt es Pathetisches, doch der Italiener verstand es so zu musizieren, das keine klebrig dicke Klangsoße daraus wurde. Beim abschließenden Werk, der Sinfonietta des Kanadiers Denis Bédard, rückten die beiden Organisten aus Südtirol wieder dicht zusammen und spielten das viersätzige freundlich-unkompliziert wirkende Werk mit Feingefühl, Anmut und rhythmisch markant. Geradezu liebevoll erging sich das Orgelduo in graziösen Details. Herzlicher Befall galt Ai Yoshida und Alex Gai für ein sorgenfreies sommerliches Orgelkonzert. Als Zugabe wählten sie ein geradezu freches Divertimento Marziale des katholischen Priesters Davide da Bergamo, ganz und gar im Rossini'schem Geist komponiert. Frohgelaunt verließ man die Kirche. Eigentlich fehlte nur noch ein Prosecco, meinte ein Zuhörer. Klaus Büstrin
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