zum Hauptinhalt

Kultur: Spiel der Paare

Venezianische Nacht in der Friedenskirche

Stand:

Der diesjährige Karneval ist zwar längst vom Canal Grande hinweg gespült, doch das Spiel mit den Masken vermag zu jeder Zeit zu verzaubern. Das hoffen auch die Veranstalter der zweiten Venezianischen Nacht in der Friedenskirche Potsdam-Sanssouci, wo das italienische Flair hinter jedem Pfeiler hervorlugt. Und so wird es keinen Besucher verwundern, wenn ihm am Samstag der neapolitanische Spitzbube Scapin mitten im Kreuzgang über den Weg läuft. Um seinem Herren in dessen junger Liebe zu einer Zigeunerin beizustehen, muss er nämlich innerhalb von zwei Stunden 100 Taler aufbringen, was ihm nur durch eine bösartige List gelingt.

In den historischen Kostümen und hinter den original in Venedig hergestellten Halbmasken von Scapin und seinen Widersachern „verstecken“ sich indes Schauspieler des Poetenpacks. Sie bringen mit „Scapins Streiche“ einen weniger bekannten, aber herzerfrischenden Molière in das abendliche Treiben um den listigen und verschlagenen Diener, der die eigene wie die fremde Herrschaft hinters Licht führt.

Dieser Liebeshändel gehört, wie auch die Lesung von Klaus Büstrin u. a. aus einer historischen Reisebeschreibung über Venedig, zu den charmanten „Pausenfüllern“ des auch kulinarisch in venezianischen Köstlichkeiten schwelgenden Abends. „Den Ton gibt indes die Alte Musik, speziell die des Früh- und Hochbarocks, an“, sagt Wolfgang Hasleder, der künstlerische Leiter des Telemann-Consort-Magdeburg auf Nachfrage. Als Potsdamer hält der Violinist die Veranstaltungsfäden schon das zweite Mal in seinen Händen. Die Stimmführer des Telemann-Consorts, vereint in der „Kleinen Cammer-Musik“, bestreiten denn auch den musikalischen Part. Er ist überschrieben mit „I tedesci in Venezia“ – Deutsche in Venedig. „Es war in den vorigen Jahrhunderten üblich, dass sich deutsche Komponisten auf den Weg über den Brenner machten, um in Venedig, Rom, Florenz und Neapel die moderne Kunst, auch die des Musizierens, am authentischen Ort zu studieren,“ so Hasleder.

In vier Teilen werden die deutschen Musiker Georg Friedrich Händel, Heinrich Schütz, Johann Rosenmüller und Johann Georg Pisendel venezianischen gegenübergestellt. „Rosenmüller war sogar über 20 Jahre in Venedig. Von ihm werden wir mehrere Instrumentalstücke, die er dort schrieb, aufführen und sie Kompositionen von Giovanni Legrenzi gegenüberstellen.“ Auch Pisendel, Geiger am Dresdner Hof, ließ sich sehr von Venedig inspirieren. „Vivaldi komponierte mehrere Stücke speziell für ihn, und Pisendel fertigte seinerseits Abschriften von Vivaldi-Noten an, um sie in Dresden publik zu machen.“

Im Sinne eines „Spiels der Paare“ werden also Werke von deutschen und venezianischen Komponisten Bezug aufeinander nehmen. „Am Ende löst sich alles auf“, so wie sicher auch Scapins Streiche um ganz andere Paare. Und wenn das Wetter auch noch mitspielt – was sich im vergangenen Jahr etwas verweigerte, aber dennoch 180 Besucher nicht abschreckte – dürfte dem Traum von Venedig mitten in Potsdam nichts mehr im Wege stehen. Heidi Jäger

Samstag, 14. Juli von 19.30 Uhr bis etwa 0.30 Uhr, Eintritt 15/erm. 12 €.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })