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Von Gerold Paul: Spiel mit Bekanntem

Heinz Kleim eröffnete die Art Potsdam Galerie im Holländischen Viertel mit seinen Fotografiken

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Voll war es am Samstagvormittag nun gerade nicht beim Start der neuen Galerie „Art Potsdam“ im Holländischen Viertel. Kein Laudator, der die Ausstellung „Denkmal“ gewürdigt hätte, überhaupt nichts Offizielles – „vielleicht im Laufe des Tages“, tröstete sich Heinz Kleim ob der geringen Resonanz.

Eine Galerie habe er sich schon immer gewünscht, erzählte der studierte BWLer, seitdem er 1999 seine Arbeiten erstmals in Berlin ausgestellt hatte. Mit Enrico Knuth und Ulf Clauß fand er zwei Partner für sein Hinterhof-Projekt. Ein langgestreckter Raum, drei Viertel Diele, das andere Ziegelfußboden, neben den üblichen Lampen auch ein Lüsterstrahlen, Stilmöbel, etwas Schmuck, ein „Tischobjekt“ von Peter Frankiewicz. Aber das Wichtigste sind natürlich Kleims dekorative Bilder.

Er nennt sie „Fundstücke, Eindrücke, Impressionen“ mit deutlichem Bezug zu Potsdam und Berlin. Der Galerien-Name scheint Programm zu sein. Was man hier sieht oder sich etwa unter „Preußen“ vorstellt, findet sich in seinen digitalen Bildgestaltungen wieder. „In dem Gesehenen das Ästhetische zu erfassen, den besonderen Augenblick zu verewigen - die Seele“ des Erblickten widerzuspiegeln!“, das ist es, was er sucht und tut.

Die Fülle an städtischen Galerien schreckt ihn nicht, er stellt „Verkaufserwartungen“ zurück, will seine Bilder erst einmal zeigen. Ein Tag wie dieser Sonnabend, sagt er, sei ihm schon Belohnung genug.

Heinz Kleim ist ein Foto-Graphiker im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Credo heißt, „schöne Bilder zu machen“ und damit „Stimmungen einzufangen“, die bei ihm einen demonstrativ „historischen Aspekt“ haben sollen. Die Bildrechte an den Fotos liegen sämtlich bei ihm, doch die meiste Zeit verbringt er am Computer. Er collagiert, montiert seine Werke aus bis zu fünfzehn verschiedenen Motiven gleichsam Schicht um Schicht. Fridericus“ Reiterstandbild Unter den Linden wird auf dem Untergrund historischer Fassaden ganz in den Vordergrund gerückt, dazu fügt Kleim eine Liste all seiner Schlachten ein.

„Geschichtsträchtige Motive“ auch in Potsdam: Die Glienicker Brücke mit „romantischem Hauch“ und Stacheldraht, und dem Hinweis auf Agentenaustausch und Flucht, die Kurfürstenstraße mit altem Gemäuer, Fensterladen, dem Schild „Heider“, ein Fahrrad im Vordergrund. Die Brunnenfigur „Narziß“ von Cecilienhof ganz im Vordergrund, Prinzenhof, Herbstlaub, das „Milchmädchen“ mit dem Vermerk „Liebe kennt keine Zeit“. Manchmal spiegelt er ein Motiv, wie bei „Quadriga“, oder er montiert es als Positiv und als Negativ nebeneinander. Jede dieser Fotografiken ist auf einen Grundton abgestimmt, Arztpraxen oder Kanzleien könnten sie lieben, dort mag man ja Stimmungen sehr.

Unzufrieden mit der Realität? Mitnichten, er spielt wohl eher mit dem Bekannten. „Cecilienhof“ nennt er zwar „Neuordnung“ – im Vordergrund eine geöffnete Tür – sonst montiert er das längst Gesehene neu: „Sans Souci“ etwa aus der Optik des Parks, ein paar Motive dazu. Heinz Kleim sagt sich selbst „ein gespaltenes Verhältnis zur Kunst“ nach. Man spürt es, seine Werke wollen geschichts trächtig und doch zugleich schön sein, das geht selten auf.

„Schönheit“ pur ist hienieden doch eher verdächtig, hat hier nicht alles irgendeinen Makel? „Fensterladen am Holländischen Viertel“ hat ihn: Hier sind die Formen verwischt, das Glatte wird durch „Kratzspuren“ rau, eine authentische Arbeit, die wie das Bild – eines Malers – wirkt.

Heinz Kleims Art Potsdam Galerie im Holländischen Viertel, Mittelstraße 38, ist täglich (auch am Wochenende) von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Gerold Paul

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