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Nach 36 Jahren ist Schluss. Der Dirigent Dietrich Schönherr.

©  Manfred Thomas

Kultur: Spielfreudigkeitwar angesagt Die Orchesterwoche

in der Friedenskirche

Stand:

Viel Applaus spendeten die Zuhörer am Sonntagnachmittag in der Friedenskirche Sanssouci den Musizierenden der Potsdamer Orchesterwoche. Es war das Abschiedskonzert von Dietrich Schönherr, der den sich jährlich wiederholenden einwöchigen Treff von Laienmusikern vor 36 Jahren ins Leben rief. Blumen kamen aus dem Publikum, leider nicht vom Orchester. Auch ein paar Dankesworte wären sicherlich angebracht gewesen. Doch Schönherr hat sich beim Verbeugen stets zurückgenommen und die herzlichen Beifallskundgebungen an die Musikanten weitergereicht. Rund 60 waren diesmal dabei. Ein guter Mix verschiedener Generationen saß nebeneinander. Allen ist eine leidenschaftliche Liebe zur Musik und zum Musizieren nachzusagen.

Der Dirigent bringt zwar bei den Aufführungen nicht unbedingt ein emotionsgeladenes Feuer mit, doch vermochte er auch in der zurückliegenden Probenwoche den Klangkörper zu wunderbaren Leistungen anzustacheln und ihn durch ein teilweise stringentes Zusammenspiel bestens zu formen. Spielfreudigkeit war sowieso angesagt.

Zu fünf Konzertorten in der Potsdamer Umgebung reiste die Orchesterwoche. Das Finale fand wieder in der überaus gut besuchten Friedenskirche statt. Ungewöhnliche Programme sind das Markenzeichen der Orchesterwoche. Die einzelnen Werke verlangen von Laienmusikern ein hohes Maß an technischem Können und interpretatorischer Sensibilität. Der Auftakt mit einer Ouvertüre für Blasinstrumente des französischen Komponisten der Klassik und berühmten Flötenvirtuosen Francois Devienne geriet jedoch etwas zu dick. Neben dem festlichen Gepräge des Stücks verspürt man in ihm auch so manchen Charme. Davon gab es leider zu wenig. Dagegen in Claude Debussys „Petit suite“ mehr. Das von Streichern und Holzblasinstrumenten besetzte Werk schrieb der 18-jährige Komponist ursprünglich für Klavier zu vier Händen. Man hörte in der Friedenskirche eine gelungene Adaption der Suite, die man in der Stummfilmzeit auch gern in Kinos zu hören bekam. Die Potsdamer Orchesterwoche wusste das von der Spätromantik geprägte Stück in seinen ersten drei Tanzsätzen ganz luftig und mit nachdenklicher Heiterkeit zu nehmen, das derb-schmissige Finale mit köstlicher Pfiffigkeit. Immer wieder standen auf dem Programm der Orchesterwoche Piecen von Robert Volkmann, einem Komponisten, dessen Werke von der Romantik geprägt sind. Man spürte in der musizierten Serenade für Streichorchester F-Dur die Verbundenheit Schönherrs mit Volkmann. Ein fantasievolles Werk war zu entdecken, das mit viel Schwung musiziert wurde.

Erstaunliches hörte man von der jungen Potsdamer Hornistin Anne Ulrike Webers, die als Laienmusikerin schon so manche Meriten erringen konnte. In der Friedenskirche spielte sie das Hornkonzert Nr. 1 Es-Dur von Richard Strauss. Dreiklangmotive und Echoeffekte dominieren in diesem virtuosen „Jagdstück“, welches vom Solisten großes technisches Können erfordert. Der noch nicht Zwanzigjährige verehrte seinem Vater Franz, dem 1. Hornisten der Münchner Hofoper, 1882 dieses jugendfrische Werk, dessen Virtuosität den alten Herrn so erschreckte, dass er die Uraufführung in Meiningen statt in München spielte. Die bestens disponierte Anne Ulrike Webers konnte mit dem Konzert glänzen. Sie musizierte es tadellos, mit einem wunderbaren Ton. Die berühmten Horn-Kicker waren nicht angesagt. Natürlich wird sie im Laufe der Zeit noch so manche Finesse herausarbeiten, sodass die hin und wieder monströse Klanggebung zugunsten eines tragenden Pianos zu hören ist. Die Hornistin ist auf dem besten Wege.

Für den Konzertabschluss bescherten Dietrich Schönherr und die Orchesterwoche Edvard Griegs Norwegische Tänze op. 35. Die sanften Töne sowie das raue Aufbrausen, die man in dieser von der Volksmusik des skandinavischen Landes inspirierten Musik vernimmt, waren bei den Musikanten in guten Händen. Ihre Leistungen und vor allen die des Dirigenten verdienen Respekt. Klaus Büstrin

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