Für ihn sind Engel Spielgefährten, so etwas wie große Geschwister. In Scharen schweben sie ab Sonntag in der Kirche Golm: in der Sommerausstellung „Engel auf Durchreise“. Der Potsdamer Künstler Peter Rogge springt mit seinen Engelsbildern nicht auf einen Mode-Zug auf, der gefüllt ist mit lieblichen Himmelsboten, die gern zu Weihnachten verschenkt werden. Seine Engel wirken wie Harlekine, die tänzerisch-schwebend mal wütend auftrumpfen, dann wieder sanftmütig das pulsierende Leben betrachten. Man kann ihnen fest in die Augen schauen und doch bleiben sie imaginär wie ziehende Wolken.
Der 1962 im Eichsfeld geborene Katholik ist mit Schutzengel-Bildchen groß geworden. Doch erst vor wenigen Jahren kamen sie ihm wie zufällig wieder unter die Finger. Er kritzelte gedankenverloren auf Papier und plötzlich schälte sich ein Engel heraus. „Er kam zu mir, ohne dass ich nach ihm gesucht habe.“ Doch dann hat er das „Spiel“ weitergetrieben, sich im meditativen Fluss immer neue „Gefährten“ geschaffen. Hinter der Symbolkraft der Engel steckt für ihn auch immer Realität. So wie er sie auch in seinen Zeichnungen zu den christlichen „Werken der Barmherzigkeit“ zum Ausdruck bringt, die er ebenfalls ausstellen wird. Sich dafür einsetzen, Nackte zu kleiden, Kranke zu pflegen, Fremde zu beherbergen – wie es diese Werke fordern – ist für ihn hochaktuell. Wenn er beispielsweise Bilder sieht von den Gestrandeten in Lampedusa, die wieder zurückgeschickt werden, fragt er sich: Wo ist die Mitmenschlichkeit? Er will ihn sichtbar machen, den Trommler, der in ihm schlägt, sagt Peter Rogge, ein Lied Hermann van Veens zitierend. Er möchte sensibel bleiben für das Klopfen von draußen. Rogge, Gestalter des „Eichgrün-Buchs und der Stadtwerke-Kalender, schwingt nicht die moralinsaure Keule und will mit seinen aquarellierten Werken, denen Engel-Gedichte von Uwe Wulsche zur Seite stehen, auch nicht die Predigt ersetzen, obwohl er früher mal Pfarrer werden wollte. Heute sieht er den Glauben lockerer. Es geht ihm nicht um die strenge Befolgung von Ritualen, eher um einen Geist in der Verantwortung: für sich und andere, um das Aufgehoben- statt Ausgeliefertsein. Und dazu kann man gar nicht genug große Geschwister haben. Heidi Jäger
Eröffnung am Pfingstsonntag nach dem 14 Uhr-Gottesdient, zu sehen bis 25. 9.
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