Kultur: Spielvergnügen
Bläsermusik mit Ensemble Zefiro in der Ovidgalerie
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Gerade erst war sie aus Frankreich ins Stiefelland eingewandert und dort heimisch geworden, hatten sich die ersten italienischen Komponisten Italiens von ihrem einschmeichelnden, viel Gefühl ausstrahlendem Klang begeistern lassen. Und so avancierte die doppelrohrblattige Oboe vom einstigen Regimentsinstrument zur kammermusikalischen Favoritin. Ab 1703 unterrichtete Antonio Vivaldi bereits seines Mädels am venezianischen Ospedale della Pietà im Oboespiel. Und komponierte für sie, beispielsweise kurzweilige Sonaten und Trios. Einige davon brachte das Ensemble Zefiro bei seinem umjubelten Musikfestspiele-Auftritt in den Neuen Kammern zu Gehör.
An der Befriedigung der schier unendlichen Nachfrage nach solchen seelenerbaulichen Piecen beteiligten sich neben Vivaldi auch Evaristo Felice dallAbaco, Antonio Lotti oder Giovanni Benedetto Platti. Dass sich nicht der Eindruck von nur gefälliger Massenware einstellt, ist dem musikantischen, klangkultivierten und intonationsperfekten Spiel des Ensembles Zefiro zu verdanken. Wenn doppelt besetzt, stehen die Barockoboen (Alfredo Bernardini, Paolo Grazzi) nicht nebeneinander sondern sich gegenüber, um kollektives Spielvergnügen auch optisch zu unterstützen. Wie witzig, wenn eine der Oboen in der Lottischen Echo-Sonate F-Dur ihre Antworten aus einem Raum hinter der (offenen) Spiegeltür ertönen lässt. Solistisch oder zur Verstärkung des Basso continuo tritt das Barockfagott (Alberto Grazzi) in Erscheinung, größtenteils für die düstere Garnierung langsamer Sätze zuständig. Darüber hinaus kann es auch keck und wirbelwindig auftrumpfen, wie sichs in manchem Allegrosatz (Platti) beweist. Die akkordische Unterstützung liegt bei Paolo Zuccheri (kraftvoll gestrichenes Violone), Evangelina Mascardi (fantasiereich gezupfte Theorbe) und Luca Guglielmi (Cembalo/Orgel) in den stilistisch versiertesten Händen. Klanglich können sich alle Instrumente weitgehend gleichberechtigt fühlen und fast durchweg kräftig tönen. Eine erfrischend frische Brise weht durch die Noten ihrer barocken Bläsersonaten. Viel geschwindes Laufwerk, rauschende Arpeggien und Triller sorgen in Baldassare Galuppis Sonata III c-Moll für Cembalo solo für einen theatralischen Eindruck. Peter Buske
Peter Buske
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