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Kultur: Spritzig

Das Concerto Italiano mit Monteverdi im Raffaelsaal

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Dass die italienische Sprache nicht bloß zum Singen, sondern erst Recht zum Gesang über die Liebe prädestiniert ist, wird gern behauptet. Wenn sich „amor“ und „cor“ (Herz) reimen und der Zeitgeist ohnehin Liebe und Lebenslust feiert, wie im italienischen Seicento, meint man, dass in Italien Liebe und Gesang zusammengehören müssen. Und spätestens nach der Aufführung von Monteverdis Madrigalen durch das Ensemble Concerto Italiano im Raffaelsaal scheint dies eine Tatsache zu sein. Die vor 20 Jahren von Rinaldi Allessandrini gegründete Formation begeisterte mit einer frischen, sensiblen und spritzigen Interpretation. Mit zwei Sopranistinnen, zwei Tenören, einem Bass sowie Streichquartett und Basso continuo eher klein besetzt, passte das Ensemble hervorragend in den Orangerie-Saal mit dem dunkelroten Atlastapeten und den goldgerahmten Gemäldekopien.

Claudio Monteverdis revolutionäre Neuerungen konnten bei diesem Konzert deutlich nachvollzogen werden. Mit hohem literarischem Anspruch und getreu dem Diktum, dass die Musik der Sprache zu folgen habe und nicht umgekehrt, erfand er musikalische Ausdrucksformen voller Affekt und Sentiment.

Bevorzugtes Thema ist Amor, der wie kein anderer Gott Wohl und Wehe des irdischen Daseins bestimmt. Ob Frau oder Mann, all ihr Klagen, Flehen und Frohlocken dreht sich einzig um die Frage „Amor, was soll ich tun?“. Süß klingen die Stimmen der verliebten Schäferinnen, schmerzvoll das Terzett der Herren, herzzerreißend die monodische Klage des Tenors im „Lettera amorosa“.

Mit trennscharfem Gesang und stupendem Furor der Instrumente wird dem Drama zwischen dem edlen Ritter Tancredi und seiner Widersacherin und Geliebten Clorinda beredt-klingende Gestalt verliehen.

Den Ausklang bildet das 1616 uraufgeführte Gesangsballett „Tirsi e Clori“, ein wahrhaft bukolisches Stück. In naiver Betrachtung und unter Verwendung von für die Zeit geradezu avantgardistischen Mitteln der musikalischen Nachahmung wird der arkadische Traum besungen, das Ideal eines glücklichen Lebens als steter, freudiger Tanz in der Natur. Viel Beifall für Concerto Italiano und ihre feinsinnige und liebevolle Wiederbelebung längst vergangener Zeiten.

Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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