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Kultur: St. Nikolai – eine offene Citykirche

Das Gotteshaus ist täglich für Besucher aus aller Welt geöffnet / Sanierungsarbeiten müssen dringend weiter gehen

Stand:

Das Gotteshaus ist täglich für Besucher aus aller Welt geöffnet / Sanierungsarbeiten müssen dringend weiter gehen 1981, im Jahre des 200. Geburtstages ihres berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel, erlebte die Nikolaikirche nach ihrer schweren Beschädigung am Ende des Zweiten Weltkrieges ihre Wiedereinweihung. Damit erhielten die Potsdamer Innenstadtgemeinden evangelischen Glaubens nicht nur ihr Gotteshaus zurück, auch die Stadt Potsdam hatte durch diesen monumentalen Kuppelbau im alten Stadtzentrum ein Merkmal ihrere früheren Schönheit wieder gewonnen. Aber nach 24 Jahren bedarf das Bauwerk heute wieder dringend der Restaurierung seines äußeren Gewandes. Vom Tag der Wiederaufnahme der Gottesdienste und aus der Freude über das wieder hergestellte Gotteshaus stand fest: Dieser Bau wird allen Menschen, Christen und Nichtchristen, offen stehen. Der damalige Pfarrer Karl-Ernst Schmidt war davon überzeugt: gerade in der Zeit, da das politische Umfeld eine zahlenmäßige Stärkung der Kirchengemeinden nahezu unmöglich machte, müsse die Nikolaikirche eine offene Kirche sein, ein Refugium für jeden, der einen Ort der Stille und des Gebets brauche oder unter ihrer Kuppel Schutz suche. Pfarrer Schmidt verfasste die erste in das Bauwerk einführende Information, die den Besuchern als Begleitung bei der Kirchenbesichtigung in die Hand gegeben wurde. Er organisierte auch den so genannt Wachdienst durch Mitglieder der Gemeinde. Vor allem befähigte er Gemeindeglieder, den Kirchenraum genauer kennen zu lernen, ja es fanden regelrechte Unterweisungen durch ihn und die Pastorin Schröder statt. Es lag auch schriftliches Informationsmaterial vor und ein erster Kunstführer erschien. Damals war es noch möglich, dass einer der Pastoren an der Nikolaikirche sich in besonderer Weise um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern konnte, beispielsweise Pfarrer Dietmar Beuchel, der auch Ausstellungen von großem öffentlichen Interesse in die Kirche holte. Große Freude zog in das Gotteshaus ein, als mit der politischen Wende ungezählte Berliner „zu Besuch“ kamen. So wurde die Kirche zum Ort der lang ersehnten Begegnungen zwischen Nachbarn, die nicht mehr durch die Mauer getrennt waren. Der Anspruch auf Kirchenführungen nahm ständig zu, damit auch die Anforderungen an den zuständigen Pfarrer Wolfgang Hering und diejenigen Gemeindeglieder, die der Offenen Kirche zur Verfügung stehen. Heute findet sich ein Besuch der Nikolaikirche auf den Programmen von Touristen aus aller Welt. Konzerte sind ebenfalls ein bedeutender Anziehungsfaktor geworden. Dies ist ist ein besonderes Verdienst von Kantor Björn O. Wiede. St. Nikolai ist das prägende Baudenkmal Potsdams. Das Durchsetzungsvermögen auf den Ebenen, die Verantwortung für die Erhaltung dieses Zentralbaus mit tragen, hat bisher leider nicht ausgereicht, die dringend notwendige Fortsetzung der Sanierung finanziell abzusichern. Zur Zeit ist das ganze Umfeld der Kirche ein Chaos, in das sich Sachbeschädigungen, Schmierereien, neuerdings auch an der Kirche, und sonstiger Unfug offenbar wie von selbst einstellen. Welch ein Aufschwung in der Stadtmitte könnte sich ergeben, wenn es einen energischen Anstoß gäbe, die schwelende Baustoppkrise zu überwinden. Die Stadt sollte alle Möglichkeiten ihrer Mitwirkung an der Erhaltung der Nikolaikirche ausschöpfen. Die Kirche ist außer zu den Gottesdienstzeiten täglich von 10 bis 17 Uhr (Mo ab 14 Uhr ) zur Besichtigung geöffnet. Ursula Treichel Dr. Ursula Treichel ist engagiertes Gemeindeglied von St. Nikolai, Verfasserin von Publikationen über das Gotteshaus.

Ursula Treichel

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