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Kultur: Stadtgeräusche

Im Gehen dem Wandel von Klängen lauschen

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Das Klangforum Brandenburg verlässt in der warmen Jahreszeit seinen Hörraum unter der Kuppel des Alten Rathauses und lädt an den kommenden drei Sonntagen zu akustischen Streifzügen durch Potsdams Innenstadt ein. Konnte man bislang in der Reihe „Sound in the City“ im „geschützten Raum“ Tonaufnahmen aus Brandenburgs Klanglandschaften lauschen, so geht es jetzt mit geschärftem Hörsinn hinaus in die Wirklichkeit. Start ist um 9 Uhr auf dem Wegekreuz am Platz der Einheit, wo Initiator Michael Schenk in den etwas anderen Stadtspaziergang einstimmen wird. Die von ihm gewählte Route soll für typische Klangeffekte sensibilisieren, die im Alltag zumeist vorbeirauschen. An markanten Haltepunkten wird Schenk auf akustische Besonderheiten hinweisen, so zum Beispiel auf den Hall in der Wilhelmgalerie, den Schalldruck beim Hinausgehen oder den Tunneleffekt im Staudenhof, wo das Pflanzengrün den Lärm filtert und selbst die Schritte dämpft.

Aus Erfahrung weiß Schenk, dass es einige Zeit braucht, im Gehen den Wandel von Klängen wahrzunehmen und verschiedene Ebenen zu unterscheiden, das Ferne und das Nahe, das Angenehme und das Störende. Hat man sich aber einmal darauf konzentriert, kann man das neue Hörgefühl auch in anderen Situationen nutzen, in denen es darauf ankommt, Notwendiges von Überflüssigem zu trennen. Aus seiner Arbeit mit Schauspielstudenten an der Filmhochschule weiß der Musiker und Komponist Michael Schenk, wie verschüttet diese Fähigkeit schon bei jungen Menschen ist. Die alltägliche Lärmbelastung werde oft ungefiltert „weggedrückt“ und verhindere in der Folge, dass feinere Klangstrukturen differenziert wahrgenommen werden. So halte sich mancher seiner Studenten völlig unbegründet für unmusikalisch. Geübte Hörer aber würden sogar in Alltagsgeräuschen wie dem Rattern einer Maschine musikalische Strukturen erkennen können. Auf dem „Soundwalk“, der über den Alten und den Neuen Markt zum Glockenspiel und zum Springbrunnen am Kanal führt, wird es einige solcher akustischen Überraschungen geben. Nach einer kurzen Straßenbahnfahrt endet die eineinhalbstündige Tour mit einer Performance unter der Humboldtbrücke, bei der der Saxophonist Udo Koloska mit den Phänomenen des Echos spielt.

Antje Horn-Conrad

Anmeldung unter Tel. 0331/270 11 30

Antje Horn-Conrad

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