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Der Eröffnungsabend des Potsdamer Literaturfestivals findet am 8. Juli im Park der Villa Jacobs am Jungfernsee statt. Im vergangenen Jahr waren dort Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Schriftsteller Martin Walser zu Gast.

© Dirk Bleicker/lit:potsdam

Literaturfestival lit:potsdam: Starke Worte, noch mehr schöne Orte

Das Festival lit:potsdam wartet mit Literatur-Stars auf – und debattiert weiterhin aktuelle Themen. Ein Überblick.

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Potsdam - Mehr Veranstaltungen, mehr Orte, mehr Stars: Das Literaturfestival lit:potsdam wächst und wartet im vierten Jahr seines Bestehens mit so vielen renommierten Gästen wie noch nie und neuen Veranstaltungsorten auf. Es findet unter dem Motto „Starke Worte, schöne Orte“ vom 7. bis zum 10. Juli in Potsdam statt. Um einen der Höhepunkte nicht zu verpassen, muss man diesmal allerdings auch das Wochenende zuvor einplanen – für eine Fahrt nach Schloss Reckahn bei Kloster Lehnin. Dort findet am 2. und 3. Juli das Themenwochenende „Reformation und Leselust“ statt. Geladen sind dazu Peter Sloterdijk, Durs Grünbein und Thea Dorn. „Ein hochambitioniertes Programm mit Ambiente“, würdigte Kulturdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) den diesjährigen Festivalplan, der am Mittwoch im Bildungsforum vorgestellt wurde.

Seit seiner Gründung im Jahre 2012 hat sich lit:potsdam in der Stadt etabliert. Im Rahmen des „Writer in Residence“-Programms kamen Hans Magnus Enzensberger sowie Martin Walser im vergangenen Jahr in die Stadt. Diesmal wird Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“) mehrere Tage in Potsdam weilen und an  Veranstaltungen teilnehmen. Kehlmann ist zu Gast bei der Eröffnung im Park der Villa Jacobs, moderiert von rbb-Journalist Jörg Thadeusz. Dabei wird Kehlmann aus verschiedenen seiner Werke vorlesen.

Der Klimawandel als Thema auf dem Literaturfestival Potsdam

Bereits am Abend zuvor sprechen zum eigentlichen Festivalauftakt die Schriftstellerin Karen Duve und der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber über „Klima, Macht, Wandel“. Schellnhuber ist Gründer und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (vor Kurzem erschien sein Buch „Selbstverbrennung“. Duves 2015 erschienener Roman „Macht“ handelt von der – vor allem männlichen – Ignoranz angesichts des Klimawandels. Schellnhubers Institut wird erstmals auch Austragungsort des Festivals sein,  „eine wunderbare Destination, um über solche Themen zu diskutieren“, wie Magdowski sagte.

Neben dem PIK debütiert auch das Filmmuseum als Veranstaltungsort für lit:potsdam, wenn es am Festivalsamstag den Film „Ich und Kaminski“ nach dem gleichnamigen Roman von Daniel Kehlmann unter der Regie von Wolfgang Becker zeigt. Zuvor werden Kehlmann und Regisseur Volker Schlöndorff in den Film einführen und sich über Literaturverfilmungen unterhalten. „Wir wollen auch in Zukunft mit dem Filmmuseum zusammenarbeiten, vor allem was Literatur betrifft“, kündigte Potsdams Kulturdezernentin Magdowski an.

lit:potsdam will Akzente setzen

lit:potsdam verstehe sich, so Veranstalterin Karin Graf von der Kulturagentur Graf und Frey, als ein Festival, das „Akzente setzen will zu gesellschaftlichen Themen“ und sich anders etwa als das in Köln stattfindende Lit.Cologne nicht nur Neuerscheinungen und Bestsellern widme. Im Fokus stehen in diesem Jahr neben dem Klimawandel und den Naturwissenschaften auch die Themen Migration, Recht und Gewalt. In der Stadt- und Landesbibliothek treten am Festivalsamstag, dem 9. Juli, die Autoren Julia Franck, Uwe-Karsten Heye sowie Najem Wali auf. Alle drei lesen und sprechen über Flucht und Neuanfang, sei es zu Ende des Zweiten Weltkriegs, aus der DDR oder aus Bagdad. Im Hans Otto Theater treten am Sonntag Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, und Politikwissenschaftler Herfried Münkler auf – im Gespräch mit Literaturkritiker Denis Scheck. Münkler ist nicht zuletzt durch die Debatte zu Flüchtlingsfragen bekannt geworden, die er kürzlich mit dem Philosophen Peter Sloterdijk in der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ führte. Zu einem Zusammentreffen beider wird es bei lit:potsdam allerdings nicht kommen. Sloterdijk wird eine Woche zuvor in Reckahn erwartet. Dort eröffnet er das erstmals vorgelagerte Themenwochenende mit einem Vortrag über „Reformations-Fantasien“.

Dass Reckahn als Veranstaltungsort dieses Jahr das Festival bereichert, ist letztlich Luther zu verdanken. Der Veranstaltungsort, die Reckahner Landschule, gilt als erste reformpädagogische Schule im Brandenburg, die den Alphabetisierungsgedanken Luthers unter Landkindern umsetzte und damit europaweit Vorreiter war. Im Vorfeld des Luthergedenkjahres 2017 fördert Kulturstaatsministerin Monika Grütters Veranstaltungen rund um das Thema Bildung und protestantische Kultur an der Reckahner Landschule mit rund 25 000 Euro. Das Land Brandenburg beteiligt sich zum gleichen Teil an der Finanzierung. Insgesamt bezuschusst das Land das Literaturfestival mit rund 40 000 Euro. Damit dürfte nicht nur der Ort, sondern auch die Förderung ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass lit:potsdam erstmals auch andere Orte bespielt. „Die Verantwortung einer Landeshauptstadt besteht auch darin Impulsgeber zu sein, ins Land hinauszugehen“, zeigte sich Kulturdezernentin Magdowski gönnerhaft. Die Landeshauptstadt unterstützt das Festival wie in den vergangenen Jahren mit 30 000 Euro.

Auch ein Kinderprogramm in diesem Jahr

Erstmals wurde auch das Kinderprogramm erweitert. Die bekannte Kinderbuchautorin Kirsten Boie wird zu zwei Lesungen erwartet, außerdem soll bereits am 28. Juni im Karl-Liebknecht-Stadion eine Fußball-Lesung stattfinden. Der FAZ-Sportredakteur Michael Horeni wird im VIP-Bereich des Karlis die Biografie „Die Brüder Boateng“ vorstellen.

Der Kartenvorverkauf für die Veranstaltungen hat begonnen. Das vollständige Programm gibt es hier >> 

Grit Weirauch

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