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Kultur: Stille Nacht mal anders Das Orlando-Ensemble singt Weihnachtslieder

Der Markt an Weihnachtsmusik aus aller Welt wächst und wächst, längst vorbei sind die Zeiten, in denen fast ausschließlich das altbekannte Liedgut mit „Alle Jahre wieder“ oder ähnlichen Weisen rezipiert wurde und Größen aus dem Bereich der E- und U-Musik ihre Weihnachtsplatten produzierten.Doch nach der zweihundertsten Cover-Version von „Stille Nacht, heilige Nacht“ könnte vielleicht auch der hartgesottenste Weihnachtsmusik-Hörer die angezuckerten Ohren voll haben.

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Der Markt an Weihnachtsmusik aus aller Welt wächst und wächst, längst vorbei sind die Zeiten, in denen fast ausschließlich das altbekannte Liedgut mit „Alle Jahre wieder“ oder ähnlichen Weisen rezipiert wurde und Größen aus dem Bereich der E- und U-Musik ihre Weihnachtsplatten produzierten.

Doch nach der zweihundertsten Cover-Version von „Stille Nacht, heilige Nacht“ könnte vielleicht auch der hartgesottenste Weihnachtsmusik-Hörer die angezuckerten Ohren voll haben. Irgendwann weiß er nicht mehr, ob er ein kalorienbombastisches Plätzchen gegessen oder Heino mit „O du fröhliche“ gehört hat. Dann wird es Zeit, Neues oder Altes neu zu entdecken. Schließlich führen alle Wege nach Bethlehem.

Orlando – das Ensemble für Alte Musik mit Künstlern, die vor allem im Berlin-Potsdamer Raum heimisch sind – hat in der mit solider Akustik ausgestatteten Dorfkirche von Ruhlsdorf bei Teltow eine CD mit weihnachtlicher Musik aufgenommen. In diesem Bereich stehen die Tore enorm weit auf und die Konkurrenz schläft nicht. Es ist eine Freude, Orlando zu hören, denn das Ensemble gibt einen unprätentiösen Blick auf größtenteils Unbekanntes. Das Repertoire reicht von den improvisatorischen mittelalterlichen Gesängen der Hildegard von Bingen und Oswald von Wolkenstein über die lehrbuchhafte Ausgewogenheit der Renaissancemusik von Adam de la Halle oder Llibre Vermell de Monserrat sowie zu den von harmonischem Ebenmaß komponierten barocken Stücken des 17. Jahrhunderts eines Claudio Monteverdi, Biagio Marini und Giovanni Legrenzi.

Es sind meist ruhige und von stiller Freude geprägte Werke, die Orlando interpretiert. Darin ist die „Stille Nacht“ präsent, aber auch drei Sätze des ehemaligen Ratzeburger Kirchenmusikers Neithard Bethke, des Griechen Georgios Sfyridis sowie von Tim Florence aus Australien. Sie stehen für das 21. Jahrhundert und ergänzen die Programmfolge ausgezeichnet, wobei Sfyridis‘ praller mediterraner Lobgesang angenehm aus der Rolle fällt.

Das Ensemble aus Juliane Maria Sprengel, Sopran, Henny Mirle, Mezzosopran, Petra Frieß, Fiedeln und Barockvioline, Kai Schulze-Forster, Tasteninstrumente, sowie dem Gambisten Tilman Muthesius dringt zum Charakter der weihnachtlichen Musik vor. Den setzen die Musiker mit einer im besten Sinne spielfreudigen Farbigkeit um, verleihen den Stücken eine schöne Schlichtheit und geben dem Ganzen eine meditative Ruhe. Den griechischen Titel, der von dem Licht, das erschienen ist, in großer Fröhlichkeit berichtet, wissen sie mit einer ausgelassenen Freude anzugehen. Insgesamt wird nichts überinterpretiert. Jedes Stück erklingt gleichsam in ernsthafter Leichtigkeit.

Einen nicht geringen Anteil an dieser gelungenen Aufnahme hat die Potsdamer Sopranistin Juliane Maria Sprengel, deren sparsamer Vibrato-Einsatz dem melodischen Material klare, transparente Konturen verleiht. Ihre Stärke liegt darin, den Liedern eine Simplizität angedeihen zu lassen, die wie aus dem Moment heraus gesungen erscheint und nichts Künstliches oder Gekünsteltes an sich hat. Zum Auftakt der Adventszeit am kommenden Sonntag kann man um 16 Uhr in der Christuskirche, Behlertstraße, Orlando und seine weihnachtliche CD-Aufnahme live erleben. Klaus Büstrin

Gloria - Musik zur Weihnachtszeit, interpretiert von Orlando, Ensemble für Alte Musik, 15 Euro

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