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Kultur: Stimmungsaufheller

In der Galerie Bauscher in Babelsberg geben zwei Künstlerinnen den Ton an

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In der Galerie Bauscher in Babelsberg geben zwei Künstlerinnen den Ton an Von Heidi Jäger Wenn der Kauf von Kunst als Seismograf dienen würde, wäre die Konjunktur langsam wieder im Aufwind. Das jedenfalls glaubt Galeristin Traudl Bauscher. Gerade ihre jüngste Ausstellung findet regen Zuspruch, und so manches Bild wurde inzwischen schon in den Weihnachtssack gesteckt. „Natürlich müssen sich die Preise im Rahmen halten. Aber es scheint so, dass sich die Leute lieber ein Stück weniger, dafür aber etwas Besonderes schenken." Und in der Galerie Bauscher findet man in jedem Fall etwas Besonderes: vom Heizungskeller bis zum Boden ist ihr Haus mit Kunst übersät. Da gibt es für den schmaleren Geldbeutel kesse Kalender, gezeichnete Fantasieriesen und auch dekorative Keramik. Wer tiefer in die Tasche greift, kann unter anspruchsvollen Skulpturen und Bildern wählen. Zwei Frauen geben in dieser breiten Palette derzeit den Ton an: Ute Hausfeld und Carola Wedell. Obwohl sie sehr unterschiedliche Sprachen sprechen, finden sie doch als ausgemachte Stimmungsaufheller unisono zusammen. Carola Wedells Arbeiten aus Bronze sind Streicheleinheiten der Harmonie. Gern fährt man mit der Hand über die weichen Rundungen ihrer Engel und sich verwandelnden Figuren, spürt dem Fluss von Bewegung und Spannung nach. Und doch bekommen ihre Plastiken gerade in der Brechung ein neues Gesicht: Noch zaghaft geht die aus Hohen Neuendorf stammende Bildhauerin mit „Verletzungen" der geschmeidigen Oberfläche um. Durch diesen Kontrast zwischen der glatten und aufgerauten Struktur erhalten ihre Arbeiten aber plötzlich eine neue Dimension. Traudl Bauscher ist eine talentierte „Kupplerin“. Sie hört sich genau in die Sprachen ihrer um die Gunst der Räume buhlenden Bewerber hinein, um eine möglichst sinnträchtige Liaison zu schmieden. Carola Wedells anfangs dominierenden, auch durch ihren Glanz ins Auge springenden Kuben, sind ein guter Blicköffner. Hat man sich aber erst einmal von den verschlungenen bronzenen Kraftpaketen gelöst, nehmen die Arbeiten von Ute Hausfeld um so mehr gefangen. Gern spaziert man in ihre Stadtlandschaften hinein, füllt die menschenleeren Straßen, Brücken und Plätze mit eigenen Gedanken. Die abstrahierten, ineinander verschränkten Flächen sind von einer großen farblichen und geometrischen Spannung. Mit Kohle schroff dazwischen gesetzte Linien deuten Silhouetten an, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Es ist eine große Leichtigkeit in diesen farbintensiven, aber niemals schrill leuchtenden Kompositionen. Und doch ziehen sie den Betrachter tief zu sich hinein. Das sind keine Bilder, die sich nach dem ersten Blick abnutzen. Gern schaut man zurück, lässt sich von Neuem umfangen. Die gelernte Modedesignerin und Kostümbildnerin hat ein ausgeprägtes Gespür für Wirkungen, heitere, gelöste, auch melancholisch-nachdenkliche Stimmungen zettelt sie unaufdringlich an. Vor allem ihre Arbeiten auf Papier sind wie zärtliche Umarmungen, ohne dem anderen die Luft zu nehmen. Leicht und poetisch erzählen sie auf ganz individuelle Weise, von der Welt um uns, die viele Abenteuer bereit hält, wenn man sich nur auf sie einlässt. Die Galerie Bauscher, in der die Spuren der Büroarbeit nie ganz beiseite „gefegt" sind, ist mit den klar ausgerichteten Räumen anderer Galerien kaum vergleichbar. Doch gerade auch die jüngste Ausstellung zeigt, dass sich Leben und Kunst durchaus nicht beißen müssen. Und ganz nebenbei können sich Firmen inspirieren lassen, wie ihre eigenen Büros durch Kunst aufzuwerten sind. „Das Image einer Firma sieht man schließlich auch an der Wand", so ein Slogan der geschäftstüchtigen Kunst-Unternehmerin. Dass sie sich auch etwas abseits gängiger Wege seit 16 Jahren als Galerist behaupten kann, ist in jedem Fall ein Seismograf: für die eigene Kraft Traudl Bauschers. Die Ausstellung Carola Wedell und Ute Hausfeld ist bis 19. März in der Galerie Bauscher, Rosa Luxemburg-Str.40, zu sehen. Geöffnet ist Mi bis Fr 12 bis 18, Samstag 12 bis 16 Uhr, sowie nach telefonischer Vereinbarung (0331-710319).

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