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Kultur: Strahlende Stimmen in der Friedenskirche Das Wilhelmshavener Vokalensemble sang

Carl Friedrich Zelter, Felix Mendelssohn Bartholdy und Georg Schumann waren eng mit der Sing-Akademie zu Berlin verbunden. Sie waren als Gründer, Dirigent oder Direktor – Schumann von 1900 bis 1952 – wichtige künstlerische Inspiratoren des Chores.

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Carl Friedrich Zelter, Felix Mendelssohn Bartholdy und Georg Schumann waren eng mit der Sing-Akademie zu Berlin verbunden. Sie waren als Gründer, Dirigent oder Direktor – Schumann von 1900 bis 1952 – wichtige künstlerische Inspiratoren des Chores. Das Wilhelmshavener Vokalensemble hatte von diesen drei Musikern in der gut besuchten 4. Sommermusik der Friedenskirche Sanssouci beeindruckende Chormusik parat, die man selten zu hören bekommt. Ein gut durchdachtes Programm wurde am Samstag geboten, das dem 200. Geburtstag Felix Mendelssohn Bartholdys gewidmet war.

Das Vokalensemble wurde vor 22 Jahren in Wilhelmshaven von Ralf Popken gegründet. Die Sängerinnen und Sänger treffen sich mehrmals im Jahr, um anspruchsvolle Chorliteratur aus der Vergangenheit und Gegenwart einzustudieren. Heute gehört das Vokalensemble in die erste Reihe deutscher Kammerchöre. Das ist vor allem das Verdienst des Altus, Dirigenten und Kirchenmusikers Ralf Popken, der aus Wilhelmshaven stammt und von Anfang die großartige Qualität des Chorklangs und die Intensität der Gestaltung bestimmte. Neben Konzertreisen ist das Ensemble durch CD-Aufnahmen mit Paul-Gerhardt-Chorälen und Weihnachtsliedern für die Chrismon-Edition einem weiten Hörerkreis bekannt geworden.

Das rund 50-köpfige Wilhelmshavener Chorensemble wartete mit einer enormen Kondition auf, von der ersten bis zur letzten Minute. Noch beim auftrumpfenden Final-Stück, Mendelssohns Motette „Hora est“, war von nachlassender Frische und Lebendigkeit nichts zu spüren. Besonders reizvoll an diesem 1828 für die Berliner Singakademie komponierte Werk ist die Aufgliederung in Frauen- und Männerchor sowie gemischten Chorgruppierungen bis hin zur klangvoll üppigen und überwältigenden Sechzehnstimmigkeit. War vielleicht nicht alles ganz intonationsrein, wurden manche Übergänge verschleppt und musste man auch einen nicht immer weich klingenden Sopran in Kauf nehmen, so überzeugte besonders die musikalische Ausstrahlung des Chores, der seinen höchst schwierigen Part mit großer Sicherheit sang.

Ralf Popken hatte alles im Blick und im Ohr, so dass sich seine Sängerinnen und Sänger voll auf ihn verlassen konnten. Und natürlich umgekehrt. Dies zeigte sich auch in den anderen gesungenen Piecen Mendelssohns sowie in Zelters an Bachs Fugenkunst geschulter Motette „Dignare, Domine“ oder in Georg Schumanns spätromantischen an Brahms erinnernden einfühlsamen Gesängen. Mendelssohns enge Beziehungen zu Leipzig und zu England kamen in den Interpretationen von Motetten Ernst Friedrich Richters – er war unter anderem Dirigent der Leipziger Singakademie – sowie in den Anthems von Samuel Sebastian Wesley bestens zur Geltung, vom Wilhelmshavener Vokalensemble mit impulsiver Lobpreisung und strahlender Stimmentfaltung gesungen. Die Zuhörer bedankten sich bei Ralf Popken und seinem Chor mit langem Applaus. Klaus Büstrin

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