Der Operettenmeister als Romantiker: Suppés „Missa pro defunctis“ im Nikolaisaal
Schnell werden Komponisten von Rezipienten und von der Musikgeschichte in eine Schublade gesteckt, aus der sie nicht so leicht herauskommen. Der als Meister der Operette bekannte Franz von Suppé schrieb aber nicht nur Musik dieses Genres, sondern auch eine „Missa pro defunctis“ – eine Messe für seinen verstorbenen Freund, den Theaterdirektor Franz Pokorny.
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Schnell werden Komponisten von Rezipienten und von der Musikgeschichte in eine Schublade gesteckt, aus der sie nicht so leicht herauskommen. Der als Meister der Operette bekannte Franz von Suppé schrieb aber nicht nur Musik dieses Genres, sondern auch eine „Missa pro defunctis“ – eine Messe für seinen verstorbenen Freund, den Theaterdirektor Franz Pokorny. Erst in den 1990er-Jahren wurde das Werk wiederentdeckt.
Am Sonntag brachten der Sinfonische Chor der Singakademie Potsdam und sein künstlerischer Leiter Thomas Hennig die Missa im Nikolaisaal zur Wiedergabe. Damit reiht sie sich erfolgreich in eine Serie von Aufführungen unbekannter oder selten aufgeführter Kompositionen ein. Suppés romantisches Werk lebt von den vielfältigen Klangfarben des Orchesters, den mitreißend-wirkungsvollen Chorfugen und -blöcken, den bewegenden melodischen Erfindungen. Die Klangsprache erinnert oftmals an Suppés großes Vorbild Mozart, doch auch an den späten Robert Schumann.
Für den Chor hält die Missa pro defunctis reiche und nicht immer leicht zu bewältigende Aufgaben bereit. Thomas Hennig hat die Singakademie bestens für die Aufführung vorbereitet. Nicht nur, dass sie stimmschön sang, ihre Mitglieder wussten auch die musikalischen Gegensätze von Trauer, Drohgebärden himmlischer Strafen bis zu Trost und Hoffnung ausdrucksstark und beseelt zu interpretieren, wenn man von einigen Intonationstrübungen in den A-cappella-Passagen des Männerchores im Confutatis-Satz absieht. Das Solistenensemble mit Christine Wolff, Sopran, Karin Lasa, Alt, André Khamasmie, Tenor, und Thomas Wittig, Bass, war gut ausgewählt. Das sehr homogene Quartett sandte ebenfalls im Großen und Ganzen feine Klangpartikel in den Nikolaisaal.
Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt an der Oder war beim Requiem in der Begleitung zwar hin und wieder etwas zu laut, aber es bildete für die Singakademie eine gut disponierende Basis. Bei den nach der Pause musizierten Quattro pezzi sacri von Giuseppe Verdi schlug das Orchester sensiblere Töne an, sodass die Balance zwischen allen Mitwirkenden stimmiger ausfiel. Hierbei trat vor allem das Ensemble Concentus Neukölln in den Vordergrund. Die 16 jungen Sängerinnen und Sänger nahmen mit berührender Klarheit ihrer Stimmen vor allem im Ave Maria und im Laudi alla Virgine Maria sehr für sich ein. Concentus Neukölln, die Singakademie sowie das Staatsorchester haben dann ein bewegendes Konzert-Finale mit Verdis Te Deum unter dem mit innerer Spannung dirigierenden Thomas Hennig gestaltet, das zum langanhaltenden Applaus des Publikums herausforderte. Klaus Büstrin
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