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Kultur: Tanzende Blüten aus Mutter“s Garten Farblicher Dreiklang im Landtag

Farbinseln inmitten der grauen spätherbstlichen Tristess. Die Abgeordneten des Landtags gönnen ihrer Seele Harmonie.

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Farbinseln inmitten der grauen spätherbstlichen Tristess. Die Abgeordneten des Landtags gönnen ihrer Seele Harmonie. Jedesfalls auf den Fluren. Dort können sie derzeit „Tanzenden Sirenen“ lauschen oder sich im „Lichtertanz der Elfen“ drehen. Die Potsdamer Künstlerin Grit Andrea Lehmann füllte mit ihren Fotografien und Pastellen die langen schmucklosen Wände, um „charmant und provokant“ für Wohlfühl-Pausen der Politiker zu sorgen. Die Provokation hält sich dabei allerdings in Grenzen. Vielmehr pflückte die Fotografin in „Mutter“s Garten“ so manch“ betörende Blüte. Der große Mohn strotzt vor schwarzem Hintergrund geradezu als Feuerball. Schließlich beginnt er sich zu drehen und zu hüpfen, entfacht ein Spiel der Farben und Formen. Eine Hommage an Emil Nolde, wie die Fotografin meint, denn auch der große Maler hat sich immer wieder den Pflanzen in seinem eigenen Garten zugewandt. Allerdings verschwimmt in dem schmalen Flur die „Inszenierung“ bald zu einem grellen Geflacker. Auch das Auge wird unruhig. Da tut es gut, wieder zum Urstand zurückzukehren. Grit Andrea Lehmann weist sich mit dieser Ausstellung nunmehr auch als Malerin aus – dem Sujet die Treue haltend. Auch in ihren Pastellen finden sich zarte Blüten, volle Trauben und ein stolzer Hahn. In fast fotografischer Genauigkeit fängt sie Details und Stimmungen ein. Da wünschte man sich mitunter eine größere Geste, den Mut zum Sprung in die freiere Form. Auch ihre Menschenbilder in Graphit untermauern durchaus ihr zeichnerisches Talent, kommen aber ebenfalls recht brav daher. Die Bilder „In Bewegung“ und auch der mattgoldene Sonnenuntergang „Sahara bei Niebüll“ lassen wiederum gern in eine stille Andacht versinken. Nur wenige Meter entfernt – in der PDS-Fraktion – geht es blumig weiter. Hier geben sich Mutter und Sohn im trauten Zusammenspiel und doch kontrastreich die Hand. Ilse Gause will mit „Sonnenstimmungen“ gefangen nehmen. Es sind sehr kleine Radierungen mit Fruchtmotiven und Sonnengesichtern sowie aquarellierte Blumensträuße, mit denen die ehemalige Technische Zeichnerin treppauf, treppab zum Dialog bittet. Auch sie arbeitet sehr genau und dekorativ. Ihr Sohn Clemens Gause greift da mehr in die Vollen: Wandeinnehmende Bildformate sind der sich aufbäumenden Kraft des Wassers auf der Spur. Auch in kleineren Ausführungen versucht er die fließenden Übergänge innerhalb einer Farbe einzufangen. Lässt er sich vom Wasser treiben, ohne in die Tiefen zu versinken, verweist ihn der Ton in engere Schranken. Grazile Sportlerinnen spreizen ihre Glieder, lüsterne Zentauren zeigen sich kraftstrotzend gebärdend. „Nur im Erfühlen, im Staunen behält diese Welt ihre Wunder noch“, schreibt Grit Andrea Lehmann zu ihren Arbeiten. Der Besucher staunt gerne mit und taucht vom sommerlichen Nachklang angeregt in die Adventszeit ein. Heidi Jäger

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