Kultur: Tatort Venedig
Finale mit dem Filmorchester Babelsberg auf der Mopke am Neuen Palais endet im Unwetter
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Das ewige Openair-Orakel: wird das sommernachtslaue Wetter halten, was es verspricht – oder etwa nicht? Auch das Abschlusskonzert der Musikfestspiele auf der Mopke vorm Neuen Palais stand unter dieser Ungewissheit. Doch das er wartungsfroh gestimmte Publikum war sich sicher: auch dieses Finale geht ohne Tücken über die Bühne. Ein frommer Wunsch, denn in seinem Rücken, hinter den eingerüsteten Kolonnaden, brauten sich unheilverkündende Gewitterfronten zusammen. Nichtsdestotrotz nahmen die Musiker des Deutschen Filmorchesters Babelsberg unter Leitung von Scott Lawton auf dem plastikfolienumspannten Podium zum „Sanssouci Prom Concert“ Platz. Was sollte schon passieren?!
Kaum war der Taktstock erhoben, da schepperte es schon blechern aus den im Areal verteilten Lautsprechern. So lustlos, ohne Inspiration, Eleganz und Esprit hat man Rossinis Ouvertüre zur Oper „Die diebische Elster“ selten gehört. Des Orchesters Klangbreite und -tiefe war in die Eindimensionalität gepresst. Bahnte sich ein Klangkrimi an? Nach der Pause wurde es erträglicher, blieb aber unbefriedigend. Genauso wie der Einsatzausfall von Karl Fischer alias Sergente Vianello aus Donna Leons Krimis. Für ihn sprang Dietmar Wunder ein, die deutsche Synchronstimme von Daniel Craig alias James Bond. In markanter Diktion moderierte er die Abfolge aus Klassik, Oper, Operette und Filmmusik, die Venedig stets als Tatort vorzuweisen hatte. Ein Fall für Sergente Vianello wäre es gewesen aufzudecken, warum das 007-Sprachdouble einen Text vom Blatt ablas, der weitgehend im Programmheft stand. Liebe, Intrige und Verbrechen waren, ließ sich nachlesen, die Zutaten für jene kriminelle Kulisse, in der sich die Serenissima eben auch vorzuzeigen verstand.
Hellklingend, ohne viel Gefühl tönte das Albinoni zugeschriebene Adagio, spröde das Vorspiel zu Verdis „Rigoletto“. Daraus sang der kolumbianische Tenor César Augusto Gutiérrez des Herzogs „La donna e mobile“-Hit. Zu hören war eine eng geführte, glanzlose Stimme zu Drehorgelmusik. Die Lettin Marina Rebeka setzte sich mit ausladendem, glanzvoll verströmendem Sopran für Gildas eher verhalten gedeutete „Caro nome“-Liebesbekundung ein, um wenig später als Traviata in der „Sempre libera“-Arie zu brillieren. Das Orchester schluderte bei der Begleitung, auch beim langweilig gespielten Lagunenwalzer aus Johann Straussens „Nacht in Venedig“.
Dann verdunkelte sich der Himmel zur „Nacht in Potsdam“. Nachdem die Barcarole aus Offenbachs „Hoffmans Erzählungen“ verklungen war, wurde die Wetterlage kritisch. Um das von Olaf Gödeke klangchoreografierte Feuerwerk zu David Arnolds 007-Film „Casino Royale“ abbrennen zu können, fiel u.a. das Mahlersche Adagietto aus der 5. Sinfonie weg. Dann entlud sich das Unwetter. Alles rennt, rettet, flüchtet sich Abruptes Ende der Musikfestspiele, die in den zurückliegenden zwei Wochen von ca. 16 500 Besuchern genossen wurden und dem Veranstalter eine Auslastung von 97 Prozent bescherte. Das Thema „Venedig – musica serenissima“ erwies sich wahrlich als ein Glücksgriff. Überrascht zeigte sich Festspielchefin Andrea Palent besonders vom Erfolg des gefeierten Venezianischen Maskenballs. Eine sichere Bank war natürlich Vivaldi, in ungewöhnlichen und eindrucksvollen Programmen vorgezeigt. Einhellig gefeiert wurde die Inszenierung von Cavallis Oper „La Rosinda“, der Wagner-Abend des Jazzpianisten Uri Caine, der Auftritt des Quartetto Prometeo Freuen wir uns nun auf „Haydns Welt“, von der die Musikfestspiele 2009 erzählen werden.
Peter Buske
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