Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2015: Technisch solide und doch sperrig: Der Lautenist Jürgen De Bruyn im Jaspissaal
"Musik und Gärten" - so lautet das Motto der diesjährigen Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, die vom 12. bis zu 28. Juni stattfinden. Klaus Büstrin über Jürgen De Bruyn im Jaspissaal.
Stand:
Die Fenster des Jaspissaals in den Neuen Kammern geben den Blick frei auf einen Obstgarten der Stille. Kein Mensch am Mittwochabend ist draußen zu erblicken. Man verweilt in dem kostbaren Raum von Friedrich des Großen Gästehaus’ und lauscht den Klängen der Barocklaute, die von dem flämischen Künstler Jürgen De Bruyn gezupft wird. Es sind die „Neuen Lautenfrüchte“, die er für das Konzert der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci auswählte. Esaias Reusner, der Lautenist des brandenburgischen Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, hat sie komponiert. Reusner war zu seiner Zeit einer der populärsten Musiker auf seinem Instrument und hat, wie damals weitgehend üblich, Stücke selbst geschrieben. Die Sammlung „Neue Lautenfrüchte“ hat Reusner mit eigenen Kupferstichen herausgegeben, die Tageszeiten sowie die Nacht feinsinnig musikalisch illustriert.
Nicht ganz frei
Das Spiel des technisch soliden Lautenisten Jürgen De Bruyn wirkt bei den liebevollen Werken, die von Esaias Reusner in abwechslungsreichen harmonischen Gestaltungsweisen mit kontrapunktischer Dichte angereichert wurden, aber leider gebremst und nicht ganz frei. Dennoch verbreitet sein Musizieren im Jaspissaal eine meditative Stille, die gut tut.
Nach der Reusner-Musik geht es in den Nachbarsaal, in die bilderreiche Galerie mit den Ovid-Darstellungen. Einen abwechslungsreichen Garten mit erotischen Geschichten des antiken römischen Dichters begegnet dem Betrachter. Auch klangliche Abwechslung soll sich in diesem Raum ereignen. Dazu steigt Jürgen De Bruyn in den Mikrokosmos, um es auf seine Weise zu definieren. Natürlich in erster Linie mit der Laute, dann mehreren Mikrofonen, zwischen zwei Stellagen gespannte Saiten sowie zugespielten Tönen vom Band. Bereits vorgefertigte Klänge kommen zu den gerade entstehenden hinzu. Bei diesen musikalischen Aktionen sind neben Miniaturen von Karlheinz Stockhausens „Tierkreis“ Klänge alter Musik in reizvoller Zusammenstellung zu hören, etwa von Josquin Desprez, Johann Hieronymus Kapsberger oder Johann Sebastian Bach. Vergangenheit soll in diesem Augenblick Gegenwart werden. Doch die Aktion erwies sich als sperrig. Natürlich muss auch Experimentelles seinen Platz während des Festivals haben. Doch die Gäste sind nach dem zweiten Teil irritiert. Sie folgen Jürgen De Bryn wieder in den Jaspissaal. Dort musiziert er erneut aus den „Neuen Lautenfrüchten“ von Esaias Reusner, nun aber beginnend mit der Nacht und endend mit den Morgenröten. Jetzt wirkt er im Spiel bedeutend freier als am Anfang.
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