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Kultur: Theaterverbund muss nachgebessert werden

Johanna Wanka: Vertragsverlängerung erst nach Strukturumbau

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Johanna Wanka: Vertragsverlängerung erst nach Strukturumbau Der Endes des Jahres auslaufende Theater- und Orchesterverbund kann nach Ansicht von Kulturministerin Johanna Wanka nur nach größeren strukturellen Veränderungen verlängert werden. Vor allem der Austausch von Produktionen müsse ausgebaut und die Spielpläne der beteiligten Häuser besser koordiniert werden, betonte sie gestern in einem Pressegespräch. Für den Fall, dass sich die drei Städte Potsdam, Brandenburg/Havel und Frankfurt (Oder) nicht einigen können, strebe das Land auf längere Sicht eine Landesbühne an. Um bestimmte Prozesse zu fördern, werde das Land auch über seine finanziellen Zuschüsse Einfluss nehmen. Der 1999 gegründete Verbund habe sich vom Grundsatz her bewährt, aber vieles müsse eben besser gemacht werden. Um das zu untermauern, stellte Theaterreferent Jürgen Hinz ein umfangreiches Zahlenwerk vor, das den brandenburgischen Verbund - bei dem die Institutionen rechtlich und wirtschaftlich selbstständig sind – mit fusionierten Theatern wie Altenburg-Gera oder Plauen-Zwickau verglich. So konnten durch das Zusammengehen im Verbund die Gesamtkosten für Theater und Orchester um 6 Millionen Euro heruntergefahren und die Einspielergebnisse um gut vier Prozent angehoben werden. Obwohl im Verbund die Veranstaltungszahl um 100 reduziert wurde, nahmen die Besucher um knapp 100 000 zu. Im Vertragswerk festgelegt wurden auch die Anzahl der Vorstellungen, die jede Stadt der anderen abkauft bzw. verkauft. Doch da klaffen Vorgaben und Realität weit auseinander. So sollte das Kleist Forum im vergangenen Jahr 73 Gastspiele der Verbundpartner auf die Bühne holen, ließ es aber bei 18 bewenden. Das HOT holte sechs statt zehn nach Potsdam, und von den 85 im Verbund geplanten eigenen Gastspielen realisierte Potsdam nur 25. Die Ursachen hinterfragte das ministerielle Zahlenwerk indes weniger. Fest stehe hingegen, dass die Verbundpartner künftig gegenseitig Einfluss auf die künstlerische Planung nehmen müssten, um Abnahmen zu garantieren, so Hinz. So könne es nicht angehen, dass das Hans Otto Theater in diesem Jahr „Die Hochzeit des Figaro“ inszeniere, wenn diese Oper bereits im Vorjahr in Brandenburg lief. „Zwangsläufig wird das BT keine Interesse haben, diese Inszenierung einzukaufen“, so der Referent. Kritisch merkte die Ministerin an, dass bei der Wahl des neuen Potsdamer Intendanten der Verbund nicht einbezogen wurde, also keiner aus den Verbundstädten der Findungskommission angehörte. Diskutiert werden müsse auch eine Straffung des Orchesterbereichs. Möglich wäre, die zwei bestehenden Klangkörper in Frankfurt und Brandenburg zu verschmelzen. „Es darf aber bei allen notwendigen Veränderungen keine Stadt ausgegrenzt werden.“ Es sei auch nicht hinzunehmen, dass die Geschäftsführung des Nikolaisaals einkaufe, was ihr Spaß mache. „Das können wir uns nicht leisten. Und auch über die Potsdamer Kammerakademie als Hausorchester des Nikolaisaals muss man sprechen. Vielleicht wäre ja eine gemeinsame stadtübergreifende Konzertreihe mit ihr möglich“, so Hinz. Was das Zahlenwerk ebenfalls auswies: die Personalkosten im künstlerischen Bereich sind im brandenburgischen Theater- und Orchesterverbund niedriger als bei fusionierten Bühnen, dafür seien aber die Verwaltungen drei Mal so teuer. Insgesamt nehmen sich aber die öffentlichen Zuschüsse je Besucher im Verbund mit 91,3 Euro günstiger als bei den Fusionstheatern (99,2 Euro) aus. Bis Ende des Monats erwarte das Land von den künstlerischen Institutionen der Verbundstädte Vorschläge, wie man die bestehenden Defizite ausgleichen könne. Kommt es zu keiner Einigung werde das Land - auch auf Wunsch der Oberbürgermeister der Städte - künftig stärker mitreden, kündigte Prof. Johanna Wanka an. „Wir haben eine Reihe von Ideen“, eine davon sei die Gründung einer Holding. „Eine Landesbühne mit Generalintendanz ist nicht unbedingt besser als der Verbund, sie hat durchaus auch Nachteile“, räumte Jürgen Hinz ein. H. Jäger

H. Jäger

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