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Kultur: Tolstoi

Lesung und Musik für Aleksandra

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Der große Augenblick sollte kommen. Klaus Hugler erwartete ihn. Während der Benefizveranstaltung „Tolstoi für Aleksandra“ in der Oberlinkirche am Mittwochabend. Der Publizist und Lehrer schaute zur Orgelempore. Und nun konnte der Prenzlauer Organist Hannes Ludwig zwei Kompositionen von Leo Tolstoi, die er für Klavier schrieb, musizieren. Hugler hat die Stücklein während seiner intensiven Beschäftigung mit dem russischen Dichter entdeckt. Doch der große Moment wollte sich nicht einstellen. Zu unbedarft ist diese Musik, so dass man nur feststellen konnte: Aha, Musik hat Tolstoi auch geschrieben.

Doch in seinem riesigen literarischen Werk gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Auch für Klaus Hugler. Für die literarisch-musikalische Stunde im Oberlinhaus, die der Verein Polnisch-deutsche Standortentwicklung (PoDeSt) veranstaltete, hat er Texte ausgewählt, die sich mit christlich-ethischem Gedankengut auseinandersetzt. Tolstoi wollte die Menschen und damit die Welt bessern: durch Nächstenliebe und mit dem Appell, dem Bösen nicht mit Gewalt zu widerstehen. Es gibt sehr langatmige moralisierende Passagen in seinen Traktaten. Auch die vorgelesenen Texte „Der Fremde und der Bauer“ und der „Kinderweisheit“ sind Beispiele dafür. Und vielleicht haben sich Klaus und Anselm Hugler in Sachen Vorlesen zu viel zugemutet, denn Farbigkeit in der Gestaltung war nicht zu erleben. Karoline Hugler las die kurze Erzählung „Vom König, der Gott sehen wollte“ mit angenehmer Stimme, schlicht und plastisch. Die Beiträge des trefflich musizierenden Organisten Hannes Ludwig wirkten in der Auswahl (Moretti, Bach, Schumann, Schostakowitsch) eher zufällig.

Klaus Hugler konnte am Mittwoch sein Brevier „Die Stimme des Gewissens“ vorstellen. Das im Eigenverlag erschienene Buch hält für jeden Tag des Jahres zwei Gedanken von Tolstoi parat. Eigentlich sollte die Zusammenstellung, wie Hugler mitteilte, in einem großen christlichen Verlag herauskommen. Doch als dieser die Texte unter die Lupe nahm, entdeckte er sehr viel Gesellschafts- und Religionskritik darin. Ändern sollte der Potsdamer das Manuskript. Aber er entzog es dem Verlag und nahm eine Veröffentlichung in die eigenen Hände. Der Verkaufserlös des Buches soll der Therapie der achtjährigen taubblinden Aleksandra aus dem polnischen Dorf Krapiel bei Stargard zugutekommen. Aleksandra und ihre Großmutter waren bei der Veranstaltung in der Oberlinkirche zugegen. Nach der musikalisch-literarischen Stunde konnte durch den Verkauf des Breviers und Spenden ein Betrag von 600 Euro gezählt werden. Allein das Schwedter Ehepaar Ilse und Werner Lindemann übergab am Mittwoch 300 Euro für Aleksandra. Klaus Büstrin

Das Brevier ist über PoDeSt (Tel.03332/581860) zu beziehen

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