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Von Richard Rabensaat: Toreros und Lavalandschaften

Die Photographen Lounge Potsdam zeigt hochkarätige Fotografie „Im Güldenen Arm“

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Es sind die ganz großen Themen von Tod und Glauben bis hin zu federleichter Erotik und melancholischen Puppenensembles, die die gezeigten Fotografien der Photographen Lounge Potsdam im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ umspannen. „Wir hatten nur zwei Wochen Zeit für die Vorbereitung der Ausstellung, deshalb haben wir auf Arbeiten zurückgegriffen, die schon existierten“, sagte Klaus Fahlbusch bei der Ausstellungseröffnung am Wochenende. Nachdem der Brandenburgische Kulturbund e.V. die Möglichkeit bekommen hatte, das über mehrere Jahre hinweg ungenutzte historische Gebäude zu bespielen, musste es ganz schnell gehen. Das hat der Ausstellung aber nicht geschadet. Schließlich arbeiten die acht Fotografen der Lounge schon mehrere Jahre zusammen. Seit 2005 geben sie Bucheditionen heraus, die einen Querschnitt ihrer Arbeiten zeigen.

Havanna, die Hauptstadt Kubas, fotografierte Manfred Kriegelstein in ihrer ganzen morbiden Schönheit. In den 14 Tagen seiner Reise hat sich Kriegelstein mit den Bewohnern der Altstadt vertraut gemacht. „Die Stadt muss einmal wunderschön gewesen sein, aber sie zerfällt. Ich wollte zeigen, wie viel Schönheit im täglichen Kampf ums Überleben steckt“, erklärt Kriegelstein. Er zeigt Porträts von Menschen, in ein klares südländisches Licht getaucht, umrahmt von schwarzen Schatten.

Bei Monika Schulz-Fieguth sieht der Kampf ums Überleben ganz anders aus. Sie zeigt einen Torero, der schließlich dem Stier bei der Fiesta de Chuito in Ecuador den tödlichen Stoß versetzt. Der Eröffnungskampf der Stierkampfsaison findet in dem südamerikanischen Staat traditionell in der Nacht statt. Schulz-Fieguth hat trotzdem auf ein Blitzlicht verzichtet und die Stimmung der Corrida in Langzeitbelichtungen und mit einem Stativ eingefangen. Entstanden ist ein Formentanz, dessen Bewegungen wie gemalte Aquarelle wirken. „Der Kampf hat tänzerische Bewegungen wie ein Flamenco“, beschreibt sie ihren Eindruck. „Stier und Torero sind völlig präsent, die Bewegungen sind sehr anmutig“. Sie wolle nur den Moment des Kampfes einfangen und kein moralisches Urteil fällen. Sicherlich sei Stierkampf eine grausame Aktion, aber er sei auch tief in der Tradition des Landes verhaftet.

Einen federleichten Gegenpol zu den schwergewichtigen Stierkampfbildern setzt Klaus Fahlbusch. „Das rote Tuch“ heißt seine Fotoserie. In einem verfallenen Gebäude bei den Beelitzer Heilstätten hat er über mehrere Jahre hinweg immer wieder andere Frauen, bekleidet nur mit einem durchscheinenden roten Tuch, fotografiert. „Das Licht dort, das durch Löcher im Dach und in den Wänden fällt, ist einfach fantastisch“, schwärmt Fahlbusch.

Wild bewegte Wolken und sparsam beleuchtete, weiße Häuserzeilen auf Fuerteventura zeigt Peter Frenkel. Wie aus schwarzer Lava gemeißelt wirken die Strände der Insel vor der Küste Afrikas. Bilder einer vierwöchigen Reise durch Rumänien stellt Wilfried Müller aus. Menschen auf dem Viehmarkt in Sigheta Mermatici bieten von einem Holzkarren aus ihre Ziege oder ihr schwarz geflecktes Schwein zum Verkauf. Es sind knorrige Bauernpaare, das ländlich geprägte Leben hat seine Spuren hinterlassen.

Aus Gips und Ton geformte Figuren blicken dem Betrachter auf den Bildern von Siegfried Lachmann und Walter Wawra entgegen. Im Depot der Gipsformerei Berlin hat Wawra Göttinnen und Helden, Engel und Könige fotografiert. Die Nummerierungen der Figuren sind ebenso erkennbar wie ihre Schäden und Makel. Eine staubige Patina überzieht das mythische Personal im Depot. Melancholische Skulpturen von Männern mit weißen, kahlen Köpfen und schwarzen Mänteln hat Lachmann fotografiert. Eine kleine Figur mit aufgestelltem Bürstenhaarschnitt, die dem Betrachter wütend entgegen zetert, hat er im Tiroler Volkskundemuseum gefunden.

Die Geschäftemacherei mit dem Glauben in Lourdes möchte Eberhardt Klöppel mit seinen Bildern von dem Französischen Wallfahrtsort anprangern. Kerzen werden für einen Preis von drei bis 150 Euro verkauft und landen schließlich in Recyclingbehältern, um den nächsten Touristen aufs Neue verkauft zu werden. Eine Plastikflasche mit Wasser in Form der heiligen Bernadette kostet 1,25 Euro. Pilger werden in ihren Rollstühlen und Krankenbetten zu der etwa 1,50 Meter großen Heiligenfigur gefahren, die über der vermeintlich Heil bringenden Quelle steht. Die schwarz getönten Bilder Klöppels, aus denen gelegentlich ein Kerzenschein oder eine glimmende Zigarette hervor leuchtet, belassen den Gläubigen trotz der offensichtlichen Kommerzialisierung ihre Würde.

Photographen Lounge Potsdam im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ Potsdam in der Herman-Elflein-Straße 3 ist noch bis zum 5. September, dienstags bis sonntags, 10-18 Uhr, geöffnet. Weitere Informationen unter www.photographen-lounge.de

Richard Rabensaat

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